Rhein-Kreis-Neuss: Organspende - Ein Ausweis, der Leben rettet

Das Gesundheitsamt startete am Dienstag (2.6.) seine Infotour mit dem Organspendemobil durch die Städte und Gemeinden im Kreis.

Rhein-Kreis Neuss. Hans Schmolke verdankt sein Leben einem Menschen, den er nie kennengelernt hat. Seit acht Jahren trägt der 66-Jährige das Herz einer fremden Person in der Brust.

Für ihn begann mit der Transplantation ein neues Leben. Seit der Transplantation fühlt sich der Nevigeser wie neu geboren. Ein Jahr lang stand er auf der Warteliste für ein Herz, das sein Kunstherz ablösen sollte.

"Die Zeit, in der man auf ein Spendeorgan wartet, ist unbeschreiblich. Man hofft und bangt. Es ist eine Zeit, in der man sein Leben aus der Hand gibt", erklärt Schmolke. Dann greift er zu seinem Handy, um die am Tag zuvor erhaltene Sms einer Freundin aufzurufen.

"Meiner Freundin wurde gesagt, man habe ein passendes Organ für sie gefunden. Dann zeigte sich, dass ihr körperlicher Zustand doch nicht für eine Transplantation ausreichte."

Schmolkes Finger sind zittrig, umklammern das Handy. "Das zerreißt mich innerlich", sagt er. Dann wendet er sich wieder den Menschen zu, für die er auf den Neusser Marktplatz gekommen ist: Bürger, die er von einem Spenderausweis überzeugen will.

Mit dem Organspendemobil des Deutschen Grünen Kreuzes macht das Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss eine Woche lang in acht Städten und Gemeinden Station.

"Die meisten Menschen befürchten, dass für sie als Organspender im Notfall nicht alles getan wird, weil die Ärzte an ihre Organe wollen", sagt Schmolke, der als Vorsitzender der Selbsthilfe Organtransplantierter NRW die Infotour durch den Kreis begleitet.

Er will diese Angst beilegen: "Zwei Ärzte müssen unabhängig voneinander den Hirntod des Patienten feststellen und 24 Stunden abwarten."

Und auch religiöse Bedenken werden Schmolke immer wieder als Gegenargumente für einen Spenderausweis geliefert. Das Herz sei schließlich der Sitz der Seele, die man mit einer Spende verliere.

"Ich habe mir selbst nach meiner Transplantation darüber Gedanken gemacht, habe ein Kloster besucht und nach Antworten gesucht", sagt Schmolke. "Doch die beste Antwort bin ich selbst. Mit meiner Transplantation habe ich meine Seele nicht verloren", sagt er und strahlt.

Auch Barbara Peters will Menschen von einem Ausweis überzeugen. Immer wieder spricht sie Passanten an, erzählt von ihrem langjährigen Lungenleiden oder beantwortet Fragen zum Spenderausweis - trotz schweren Gepäcks, denn die 64-Jährige wird über ein Sauerstoffgerät beatmet, das sie im Rucksack mit sich herumträgt.

Seit September steht sie auf der Warteliste für eine neue Lunge. "90 Prozent der Passanten, lassen sich auf ein Gespräch ein und wollen informiert werden - auch viele junge Leute", sagt sie. Das mache Mut und bestärke sie in der Einstellung, niemals aufzugeben.