In Dormagen stehen nach erneuter Pleite zahlreiche Gespräche an

Handball-Zweitligist verliert 22:27 in Essen. Wieder einmal läuft offensiv wenig. Geschäftsführer Barthel will nun mit allen Spielern reden.

Dormagen. Appelle und Applaus helfen allein nicht mehr weiter: Trotz Unterstützung durch Sponsoren und Fans schlittert Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen immer tiefer in die Krise und hinterlässt bei Trainer und Verantwortlichen Ratlosigkeit. Das 22:27 (8:11) bei TuSEM Essen am Freitagabend vor der imposanten Kulisse von 1987 Zuschauern bedeutete die sechste Niederlage in Serie. Die Länderspiel-bedingte Pause bis zur nächsten Partie am 14. November zu Hause gegen den TV Neuhausen wollen Björn Barthel und Jobst Wierich nutzen, um „viele Gespräche zu führen. Und zwar mit jedem einzelnen Spieler.“

Der Handball-Geschäftsführer und der Sprecher des Wirtschaftsbeirates lassen keinen Zweifel daran, dass dabei keine Belanglosigkeiten auf der Tagesordnung stehen werden. „Wir wollen wissen, wie sich jeder einzelne seine handballerische Zukunft vorstellt — ob in Dormagen oder anderswo“, sagt Barthel. Existenzielle Sorgen macht er sich trotz der misslichen aktuellen Lage keine: „Wir haben ein Reservoir an Talenten in der Hinterhand wie noch nie.“

So wie Julian Mumme. Der 18-Jährige stand am Freitag erstmals in der Startformation, und das in der Schaltzentrale auf Rückraummitte. Nicht nur, weil er den TSV nach zwei Minuten mit 1:0 in Führung warf — der A-Jugendliche machte seine Sache richtig gut. „Dass Julian Mumme in der ersten Halbzeit unser bester Angriffsspieler war, sagt doch alles“, meinte Trainer Jörg Bohrmann.

Doch der TSV gab das Spiel nach gutem Beginn innerhalb von acht torlosen Minuten (4. bis 12.) aus der Hand. „Unerklärliche Fehler“ bescheinigte Bohrmann seinen Schützlingen, die dieses Mal diesem Rückstand ständig hinterher liefen und nie näher als bis auf zwei Tore an die Gastgeber herankamen.

„Was wir uns hinten aufgebaut haben, stoßen wir vorne wieder um“, schimpfte Bohrmann. Will heißen: Die leidlich gute Leistung der völlig umformierten Deckung verpuffte angesichts einer ergreifend harmlosen Vorstellung der Bayer-Offensive, die mit ihren Würfen genau dorthin zielte, wo sie es laut Anweisung ihres Trainers nicht sollte. „Die Spieler hören einfach nicht zu“, klagte Bohrmann.