Kaarst: Abwrackprämie für die Halle?

Kaarster diskutieren über den Sanierungsbedarf der Dreifachturnhalle: Die meisten sind für einen Neubau.

Kaarst. "Wer 60 oder 70 Prozent des Neupreises für Reparaturkosten seines Autos zahlt, der überlegt doch, ob es dann nicht sinnvoller ist, gleich ein neues Auto zu kaufen, das dann auch noch weniger verbraucht", sagt Heinz Wieland. Er plädierte am Donnerstag am WZ-Mobil mit seinem Autovergleich für den Abriss der Dreifachturnhalle.

Wie berichtet, ist das Betonungetüm aus den 70er Jahren an der Pestalozzistraße sanierungsbedürftig. "Die hygienischen Bedingungen, das optische Erscheinungsbild und die Nutzungsbedingungen in der Halle sind desaströs und durch eine Sanierung nicht behebbar", meint Matthias Molzberger.

Ein Planungsbüro hatte unterschiedliche Varianten geprüft: von der Sanierung bis zum Neubau. Vor einem Jahr hat die CDU-Mehrheitsfraktion im Rahmen der Haushaltsberatungen für eine Sanierung gestimmt, die nicht mehr als 2,5 Millionen Euro kosten soll. "Die Entscheidung haben wir auf der Grundlage der vorliegenden Zahlen getroffen. Liegen andere vor, müssen wir neu darüber nachdenken", sagt CDU-Ortsverbandsvorsitzender Thorsten Schmitter.

Problem sei, dass der Mitarbeiter, der für das Planungsbüro die Sanierungskalkulation erarbeitet habe, dort nicht mehr beschäftigt sei. "Jetzt wird neu gerechnet. Wir haben zurzeit also keine belastbaren Zahlen und stochern im Nebel. Natürlich wäre eine neue Halle ideal, sowas muss aber für den Steuerzahler bezahlbar sein. Klar ist auch, dass eine Sanierung immer die Gefahr von Unwägbarkeiten hat." So habe sich die Sanierungskosten der Kleinschwimmhalle verdoppelt. In der ersten Kalkulation war die Verwaltung von knapp 400 000 Euro ausgegangen, am Ende wurden rund 800 000 Euro gezahlt

Andreas Wunder zeigt sich erschüttert: "Seit Jahren wird über die Sanierung gesprochen. Aber es gibt immer noch keine belastbaren Zahlen. So etwas gibt es in der Wirtschaft nicht." Er spricht sich für einen Neubau aus und zeigt sich darüber verwundert, dass in der Diskussion die Crash Eagles außen vor gelassen würden: "Wenn die Halle saniert wird, muss das in wenigen Jahren doch wieder geschehen, weil der Sport nun mal den Bodenbelag belastet und eine separate Halle sinnvoller wäre."

Manfred Stranz verweist zudem darauf, dass es vom Land Fördergeld für Sportstätten gibt. Ein Neubau lohne allein deshalb, weil sich laut Gutachter 70 Prozent der derzeitigen Energiekosten einsparen lassen. "Es kann nach neuesten bauphysikalischen Grundsätzen geplant werden: Gebäude-Isolation, umweltschonende Heizung und Kühlung", sagt Horst Brundiek. Er meint, dass sich ein Block-Heizkraftwerk mit Kraft-Wärmekopplung auch für die benachbarten Gebäude anbiete. "Eine Investition würde den veranschlagten Etat zunächst sprengen. Eine Hochrechnung der Energieeinsparung ließe schnell erkennen, dass die Investition langfristig sinnvoll ist." Dass ein Neubau zahlreiche Vorteil habe, meint Gerhard Ulrich. "Es könnte zu einer vernünftigen Veranstaltungsstätte für Sport und Kultur kommen. Das Albert-Einstein-Forum hat sich längst abgesessen", sagt er. Dann ließe sich das Kulturprogramm in vernünftigen Räumen wahrnehmen. "Wir würden dann nicht mehr so viel nach Düsseldorf oder Köln fahren", betont Ulrich.

Matthias Molzberger hat das Gefühl, dass in Kaarst mit zweierlei Maß gemessen werde: "Auf der einen Seite wird das Sportforum jedes Jahr mit sehr viel Geld unterstützt, obwohl es wirtschaftlich und sportlich keinen Nutzen trägt." Würde das Sportforum geschlossen, wäre das Geld für einen überfälligen Neubau längst vorhanden. "Der würde den Haushalt der nachfolgenden Jahre entlasten und dem modernen Stadtbild gerecht werden."

Heinz Wieland betont, dass sich die Situation gegenbüer dem Vorjahr verändert habe. "Für die Halle erhält die Stadt im Prinzip so etwas wie eine Abwrackprämie." Wegen des Konjunkturpaketes II müsse man neu über über das Thema nachdenken. Dem entgegnet Schmitter: "Noch wissen wir nicht, wofür und wir genau das Geld verwenden dürfen."