Sichtungen in Jüchen und Grevenbroich Läuft ein Wolf durch den Rhein-Kreis?

Grevenbroich/Jüchen · Am Montag haben Wolfssichtungen für Aufregung gesorgt. Erst soll das Raubtier in Jüchen unterwegs gewesen sein, dann in Grevenbroich. Wir zeigen ein Video, das den mutmaßlichen Wolf nahe einer Pferdekoppel bei Stessen zeigt – und haben mit der Frau gesprochen, die es gedreht hat.

Der Screenshot zeigt das Tier – ein Wolf?

Foto: Leonie Merheim

Mehrere Meldungen über vermeintliche Wolfssichtungen haben am Montag für Aufregung in der Region gesorgt. Zunächst hatten Anrufer im Raum Mönchengladbach-Odenkirchen der Polizei mitgeteilt, ein Raubtier im Stadtteil gesichtet zu haben. Das löste nicht nur einen Polizeieinsatz auf Gladbacher Seite aus, sondern auch auf Jüchener: Wie Gerko Siemer als Sprecher der Kreispolizeibehörde Neuss sagte, wurde der Bereich Jüchen-Waat zwischen 10 und 11 Uhr in Folge der Wolfs-Meldungen aus der Nachbarstadt intensiv bestreift – ein Raubtier aber haben die Beamten dort nicht entdeckt. Wenig später tauchte dann ein Video auf, das den mutmaßlichen Wolf nahe einer Pferdekoppel zeigt.

In dem 35 Sekunden langen Clip ist ein Tier zu erkennen, das einem Wolf zumindest sehr ähnlich sieht – und das eiligen Schrittes am Zaun der Koppel entlangläuft. Übers freie Feld läuft das Tier kurz darauf in die Ferne, in Richtung eines recht markanten Hofs am Ortsrand von Jüchen-Stessen.

Bei einem Ortsbesuch konnte die Redaktion die Frau ausfindig machen, die das Video gedreht hat. „Das war morgens, gegen 8.20 Uhr“, sagt Pferdehalterin Leonie Merheim. Sie war gerade dabei, ihre Tiere zu füttern, als sie ihren Augen nicht traute. Sie merkte, dass ihre Pferde in der Ferne etwas erblickt hatten. „Da kam der Wolf aus Richtung des Netto-Marktes. Er war vielleicht 100 Meter entfernt“, erzählt Merheim, die schnell ihr Smartphone zückte – und jenes Video drehte, das sich wenig später rasant via Whatsapp verbreiten sollte.

Als sie realisiert hat, was sie da beobachtet hatte, „war ich erst einmal komplett geschockt“, sagt die Pferdehalterin. „Aber der Wolf hat mich nicht wahrgenommen, und die Tiere auch nicht.“ Den Clip hat Merheim kurz darauf an diverse Pferdeställe in der Umgebung weitergeleitet. Für Leonie Merheim bleibt ein ungutes Gefühl.

Sicher bestätigt ist die Sichtung in Stessen nicht. Gleichwohl hat sich die Meldung am Montag verbreitet wie ein Lauffeuer. Auch der Rhein-Kreis ist aktiv geworden. Die Untere Jagdbehörde spricht vom Verdacht auf einen Wolf – und hat die Revierinhaber angewiesen, mögliche Sichtungen an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz zu melden. Der Rhein-Kreis selbst will so eine Meldung bereits ausgelöst haben. Auch Kreispolizei und Veterinäramt seien in Kenntnis gesetzt worden. Wer einen Wolf sichtet, soll sich unter 02361 3053322 melden; Foto- und Videodokumente sollten an die Mailadresse wolf_nrw@lanuv.nrw.de gesendet werden.

Wie Behördensprecher Wilhelm Deitermann sagt, sind Hunde und Wölfe oft schwierig zu unterscheiden. Videos beispielsweise werden vom Landesamt verifiziert – erst nach der Auswertung, die ein paar Tage dauern könne, werde entschieden, ob tatsächlich ein Wolfs-Nachweis gegeben ist.

Bei der Kreisjägerschaft sind am Montag etliche Nachrichten in Sachen Wolf aufgeploppt. Auch bei Daniel Decker, dem Hegeringleiter für Grevenbroich. Er hat Nachrichten erhalten, nach denen der vermeintliche Wolf hinter der Shell-Tankstelle in Kapellen gesichtet worden sei, dann war im Laufe des Tages auch von einer Sichtung bei Neuenhausen die Rede. Bestätigt ist all das jedoch nicht.

Auf den Grevenbroicher Hegeringleiter wirkt es aber so, als würde das von Leonie Merheim gedrehte Video tatsächlich einen Wolf zeigen. Panik löst das bei ihm nicht aus. „In der Regel handelt es sich um Einzelwölfe: um Rüden, die auf der Durchreise und auf der Suche nach einem neuen Revier sind.“

Der Abschuss eines Wolfs ist im Raum Grevenbroich/Jüchen nicht vorgesehen. „Der Wolf unterliegt nicht dem Jagdrecht. Man darf ihn nicht schießen“, sagt Dirk Decker.