Amprion-Großprojekt Neurath soll Konverter-Standort werden
<irwordspace style="word-spacing -0075em;"><irglyphscale style="font-stretch 97%;">Neurath </irglyphscale></irwordspace> · Heute Kraftwerk, morgen Konverter? Amprion sucht eine Fläche im Revier, wo Gleich- in Wechselstrom umgewandelt werden kann. Dafür ist der Bau riesiger Hallen nötig. Die Stadt bringt das RWE-Areal in Neurath ins Spiel. Die Hintergründe – und was Amprion zu dem Vorstoß sagt.
In wenigen Jahren soll Energie, die in Offshore-Windparks an der Nordseeküste erzeugt wird, mithilfe dicker Erdkabel ins Rheinland transportiert werden – dahin, wo viel Strom gebraucht wird. Bevor die Energie aber hier ins Netz eingespeist werden kann, muss sie umgewandelt werden: von Gleich- in gebrauchsfähigen Wechselstrom. Dafür ist ein Konverter nötig. Amprion sucht in der Region einen geeigneten Standort. Wie die Grevenbroicher Stadtverwaltung am Mittwoch überraschend verkündete, steht sie bereits im Austausch mit dem Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber. Demnach gibt es Überlegungen, den Konverter auf künftig ruhenden Kraftwerksflächen in Neurath anzusiedeln.
Das Stichwort Konverter verbinden viele Menschen in der Region mit dem Standort Osterath und heftigen Protesten. Und mit großen Klötzen, die in die Landschaft gestellt werden. Wie so etwas aussieht, ist nun in Meerbusch zu sehen: Der dortige Konverter wird aktuell errichtet. Das Bauwerk, für das nun im Raum Grevenbroich, Rommerskirchen und Bergheim ein passendes Areal gesucht wird, dürfte am Ende ähnlich aussehen. Amprion braucht eine mehrere Hektar große Fläche, auf der zwei große Hallen gebaut werden können. Diese sollen nach Angaben des Unternehmens etwa 100 mal 70 Meter groß sein – und bis zu 22 Meter hoch.
Flächen-Nutzung in Neurath aus Sicht der Stadt nachhaltig
Wie die Stadtverwaltung mitteilte, bietet der Standort Neurath aus ihrer Sicht für die Ansiedlung eines solchen Konverters ideale Voraussetzungen. Das Rathaus verweist auf die bestehende Infrastruktur und darauf, dass die Fläche bereits jetzt industriell genutzt wird. „Wer Strukturwandel will, muss für eine zuverlässige Energieversorgung sorgen“, sagt Bürgermeister Klaus Krützen (SPD): Die Verwendung einer bereits energiewirtschaftlich genutzten Fläche wie in Neurath sei nachhaltig und sinnvoll.
Bietet sich die Stadt von selbst als Konverter-Standort an? Gewissermaßen ja, bestätigt Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen. Die Fläche in Neurath ist mit zahlreichen Stromleitungen durchzogen, die auch nach dem Aus für die Braunkohleverstromung weiter nutzbar sein sollen. „Durch die unmittelbare Nähe zur Energieinfrastruktur entfällt zusätzlicher Flächenverbrauch“, heißt es bei der Verwaltung: „Und der Konverter könnte sich durch die umgebende Vegetation gut in die Landschaft einfügen.“
Der Strukturwandel mache Projekte wie das mit dem Konverter notwendig. Denn es sei mit einem steigenden Energiebedarf in der Region zu rechnen, der gedeckt werden muss, heißt es im Rathaus. Das könne auch die langfristig vorgesehenen Ansiedlungen großer Rechenzentren oder Hyperscaler unterstützen. Für die Transformation brauche das Rheinische Revier eine verlässliche Energieversorgung, sagt Bürgermeister Klaus Krützen: „Der Konverter würde einen wichtigen Beitrag dazu leisten.“
Bürgermeister will Standort
früh ins Gespräch bringen
Der Rathaus-Chef will die Stadt als Standort für den „auf jeden Fall erforderlichen Baustein in der Energiewende“ frühzeitig ins Gespräch bringen. Die Konverter-Frage ploppt in Zusammenhang mit dem Strom-Transport-Projekt „Windader West“ auf, über das Amprion etwa in Kapellen schon informiert hatte. Von einem Konverter war bisher aber keine große Rede gewesen. Wie Amprion-Sprecher Linus Dahm sagt, hat das Unternehmen eine ganze Reihe möglicher Konverter-Standorte in der Region identifiziert.
Was Amprion zur
Option Neurath sagt
Dahm bestätigt, dass auch das Neurather Kraftwerks-Areal auf der Liste steht. „Als mögliche Fläche wird der Standort aber genauso behandelt wie alle anderen auch“, sagt der Projektsprecher. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, diese hänge auch von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, nicht zuletzt vom Preis. Einen Flächen-Erwerb hat Amprion für die zweite Jahreshälfte 2026 ins Visier genommen.
Was für den Übertragungsnetzbetreiber zählt, ist die Nähe zur „Umspannanlage Rommerskirchen“, die sich (das ist leicht verwirrend) jedoch auf Bergheimer Grund befindet. Dort muss der Strom, der in den Offshore-Windparks in der Nordsee erzeugt wurde, ins Netz eingespeist werden. „Daran führt kein Weg vorbei“, sagt Dahm. Für Amprion sicher interessant: Der Braunkohlestrom, der im Kraftwerk Neurath erzeugt wird, wird in derselben Umspannanlage eingespeist. Das heißt, dass eine Freileitungsanbindung existiert. Und auch zu RWE als Eigentümerin des Kraftwerks dürfte ein kurzer Draht bestehen: Der Energiekonzern hält 25,1 Prozent der Anteile an Amprion.
Konverter-Frage sorgt in Rommerskirchen bereits für Wirbel
Der Vorstoß der Grevenbroicher Stadtverwaltung, die nicht nur Gespräche mit Amprion, sondern auch mit RWE führt, dürfte bei Bewohnern der südlichen Grevenbroicher Stadtteile auf einiges Interesse stoßen. Und dazu auch in Rommerskirchen. In der Nachbargemeinde hatte die Debatte um einen möglichen Konverter auf eigenem Gebiet in den vergangenen Tagen für Wirbel gesorgt.
Davon aufgeschreckt hat auch die Fraktion der UWG in Grevenbroich eine Anfrage für die nächste Sitzung des Stadtrats formuliert. Die Politiker wollten wissen, was es mit den Konverter-Plänen auf sich hat – und ob Grevenbroich als Standort in Betracht käme. Der Beantwortung ist die Stadtverwaltung mit ihrer Mitteilung am Mittwoch zuvorgekommen. Hubert Rütten von der UWG hält die Infos in puncto Konverter für „nicht gerade unbedeutend“. Bisher sei ihm nichts davon bekannt gewesen. Aus seiner Sicht muss die Konverter-Frage in Zusammenhang mit der gesamten Kraftwerksfläche betrachtet werden. Denn bekanntlich sind auch Gewerbeansiedlungen geplant.
Bürger sollen
informiert werden
Falls die Sache mit dem Konverter konkret wird, stünde eine Realisierung in den 2030er Jahren an – dann, wenn auch die Kabel mit dem offshore erzeugten Strom in Betrieb gehen sollen. Der Bürgermeister betont, es sei ihm ein Anliegen, die Bürgerschaft frühzeitig einzubinden: „Wir wollen die Öffentlichkeit von Beginn an transparent über den Prozess informieren.“ Bürger sollen demnach regelmäßig über neue Entwicklungen informiert werden.