Politiker parteiübergreifend entsetzt Grünen-Plakat mit Drohnachricht besprüht

Wevelinghoven · Mit einem roten Schriftzug auf einem Wahlplakat wünschen Unbekannte Grünen-Politikern den Tod.

Der mit Wahlwerbung beklebte Groß-Aufsteller am Heyerweg.

Foto: Kandzorra, Christian

Immer wieder kommt es vor, dass Wahlplakate bekritzelt oder beschmiert werden. Das ist für die jeweils betroffene Partei ärgerlich – aber nur selten schlagen solche Sachbeschädigungen in Grevenbroich hohe Wellen. Diesmal ist das anders: Unbekannte haben mutmaßlich am vergangenen Wochenende einen großen Aufsteller mit Wahlwerbung der Grünen am Heyerweg in Wevelinghoven mit einer Hassbotschaft besprüht.

In roter Farbe steht quer über dem Abbild von Robert Habeck: „Grüne, ihr sollt verrecken“ – „verrecken“ mit nur einem „r“. Zudem steht dort „Nur die AfD“. Der Vorfall löst parteiübergreifend Entsetzen in Grevenbroich aus. Öffentlichkeit hat in der Sache vor allem Bürgermeister Klaus Krützen (SPD) erzeugt. Er postete am Sonntag ein Foto von dem beschmierten Plakat auf seinem reaktivierten Facebook-Account.

Der Rathaus-Chef schrieb: „Unabhängig von der demokratischen Auseinandersetzung im Wahlkampf habe ich in meinem mittlerweile 35-jährigem politischen Engagement dieses Niveau noch nie erlebt.“ Und weiter: „Diese Form des Umgangs, Menschen öffentlich den Tod zu wünschen, erinnert an dunkelste Zeiten in Deutschland.“ Weit mehr als 100 Nutzer haben den Beitrag kommentiert, darunter Politiker unterschiedlicher Grevenbroicher Parteien, die einhellig ihr Entsetzen kundtun.

Detlef Flintz, Sprecher der hiesigen Grünen, spricht mit Blick auf den beschädigten Aufsteller von einer „neuen Qualität“: „Hinsichtlich der Umgangskultur ist das ein Dammbruch.“ Auf die Schmierereien aufmerksam wurde die Partei am Sonntag. „Wir haben Anzeige erstattet“, sagt Flintz. Bereits vor der Europawahl im vergangenen Jahr habe es an dem Werbe-Standort Probleme mit Vandalismus gegeben. Flintz spricht von einem Angriff auf alle demokratischen Parteien.

Bei dem Aufsteller, der nun beschädigt wurde, handelt es sich – angelehnt an den Namen der Bochumer Firma, die Wahlwerbung dieser Art im Auftrag aufbaut – um einen sogenannten Wesselmann. Stadtweit haben die Grünen acht dieser großen Plakate aufstellen lassen, für die jeweils Kosten in Höhe eines mittleren dreistelligen Betrags anfallen. Finanziert werden sie durch die Beiträge der Parteimitglieder. „Wir lassen uns durch den Vorfall nicht unterkriegen“, sagt Detlef Flintz: Seine Partei hat ein Überkleben des beschmierten „Wesselmanns“ in Auftrag gegeben. Einen neuen „Habeck“, davon ist auszugehen, hat das Unternehmen noch auf Lager.

Der Fall mit der Hassbotschaft in Wevelinghoven ist derweil beim Staatsschutz der Polizei in Düsseldorf gelandet, der auch für Taten im Rhein-Kreis Neuss zuständig ist. Die Abteilung befasst sich mit der Verfolgung politisch motivierter Kriminalität. Ein Sprecher hat den Eingang der Anzeige bestätigt; geprüft werde nun auch, ob der Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt ist.