Ab Montag Sondierung in Grevenbroich Blindgänger-Sondierung startet Montag

Elfgen · Auf einem Baugrundstück in Elfgen könnte sich ein explosives Erbe aus Kriegszeiten verbergen. Anwohner sollten sich auf eine Evakuierung einstellen: Möglicherweise müssen sogar zwei Bomben entschärft werden.

Dieses „Biest“ wurde am 23. November 2021 entschärft. Die Sprengbombe hatte 76 Jahre unter dem Kirmesplatz in Orken gelegen.

Foto: Kandzorra, Christian

Die tagelange Suche nach einer Fliegerbombe in Noithausen ist noch nicht lang her, da steht schon die nächste Sondierung auf dem Plan: Kampfmittel-Spezialisten wollen ab kommenden Montag gleich zwei Verdachtspunkte in Elfgen untersuchen. Das Ergebnis einer Auswertung historischer Luftaufnahmen legt nahe, dass dort Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg schlummern. Betroffen ist nach Auskunft der Stadtverwaltung ein privates Gelände auf einem Feld nahe der Straße An St. Georg, auf dem gebaut werden soll. Sollte sich der Verdacht bestätigen, muss der Stadtteil für die Entschärfung der Munition evakuiert werden.

Am Montag werden die Experten
die Fläche inspizieren

Die Verwaltung bereitet sich auf diese Lage vor. Am Montag sollen Experten anrücken und die betroffene Fläche inspizieren. Wie in solchen Fällen üblich, sondieren sie zunächst oberflächlich, dann gehen sie in die Tiefe. Heißt konkret: Es werden Löcher in den Boden gebohrt, in die spezielles Messgerät eingelassen wird. Mit der ferromagnetischen Untersuchung sollen Anomalien im Erdreich aufgespürt werden – beispielsweise große Metallkörper. Schlagen die Messungen an, wird vorsichtig gebuddelt. Im besten Fall kommt eine rostige Badewanne zum Vorschein, im schlechtesten Fall eine Sprengbombe (oder mehrere).

Die Stadt Grevenbroich geht davon aus, dass Mitte der Woche, am Dienstag oder am Mittwoch, Gewissheit herrscht. Kommt es zu einem Fund, übernehmen Spezialisten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Bezirksregierung. Sie bestimmen die Bombenart inklusive der möglichen Sprengkraft, nach der sich dann auch der Evakuierungsradius richtet. Darüber hinaus wird ein Bereich um diesen Radius festgelegt, in dem sich Bewohner für die Dauer der Entschärfung „luftschutzgemäß“ verhalten müssen. Heißt: Sie sollen Fenster und Türen geschlossen halten und sich in der von der Fundstelle abgewandten Gebäudeseite aufhalten.

Bis zu 1500 Anwohner von Evakuierung betroffen

Anwohner in einem Radius von 300 Metern um die beiden Verdachtspunkte in Elfgen sind diesen Freitag in Form von Flugblättern informiert worden, die Mitarbeiter der Stadt in die Briefkästen der Häuser eingeworfen haben. Im 300-Meter-Radius wären 573 und im 500-Meter-Radius um die möglichen Fundstellen zusätzlich 882 Bürger betroffen. Der erforderliche Evakuierungsradius wird im Fall der Fälle vom Beseitigungsdienst festgelegt. Im schlimmsten Fall müssten also knapp 1500 Menschen ihre Häuser verlassen. Sie sollen für die Dauer der Entschärfung im Foyer des Pascal-Gymnasiums (Schwarzer Weg) Unterschlupf finden. Das Deutsche Rote Kreuz will sich dort um die Versorgung der Betroffenen kümmern.

Mit einer Entschärfung würden auch Einschränkungen für den Straßenverkehr einhergehen. So ist laut Stadt mit Sperrungen zu rechnen. Betroffen wären etwa die Bergheimer Straße, die Deutsch-Ritter-Allee, die K22 und die Wiesenstraße. Eine Karte, auf der der Evakuierungs- und Absperrbereich eingezeichnet ist, soll inklusive Straßenverzeichnis auf der Webseite der Stadt Grevenbroich (www.grevenbroich.de) veröffentlicht werden. Im Falle eines Blindgänger-Funds will die Stadt auch einen Alarm über die Warn-App Nina auslösen.

Ordnungsamt richtet eine Hotline für Bürgerfragen ein

Darüber hinaus hat das Ordnungsamt eine Hotline eingerichtet, die am Montag für Bürgerfragen freigeschaltet wird. Erreichbar sind die Mitarbeiter dann unter 02181 6083299. Diese Nummer sollen auch hilfsbedürftige Menschen wählen, falls sie von einer Evakuierung betroffen sind und den Bereich nicht selbstständig verlassen können. Hier bittet das Ordnungsamt um eine Vorabmitteilung. Ein Glücksfall: Besondere Einrichtungen wie Seniorenheime liegen nicht im Umfeld der Verdachtspunkte.

Letzte Sondierung erfolgte
vor gut zwei Monaten

Zuletzt war Mitte November 2024 nach einem Bomben-Blindgänger in Noithausen gesucht worden. Tagelang hatten Experten auf einem Areal an der Ringstraße gebohrt, auf dem das neue Obdachlosenheim errichtet werden soll. Wegen einer unerwartet hartnäckigen Kiesschicht im Erdreich hatten sich die Arbeiten damals erheblich verzögert. Erst nach Tagen konnten Anwohner aufatmen: keine Bombe. Bis zur Entwarnung waren sie gehalten, mit einer Evakuierung zu rechnen.

Den letzten „echten“ Bombenfund hatte es im November 2021 gegeben. Ebenfalls mithilfe historischer Luftaufnahmen hatten Fachleute damals auf dem Kirmesplatz an der Richard-Wagner-Straße in Orken einen Verdachtspunkt ausfindig gemacht.

Als in wenigen Metern Tiefe tatsächlich eine 250-Kilogramm-Sprengbombe aus amerikanischer Produktion zum Vorschein kam, staunten vor allem die Schützen nicht schlecht: Die Bombe samt intaktem Zünder schlummerte genau unter der Stelle, an der seit Jahrzehnten zur Kirmes der Autoscooter aufgebaut wird.

Die leere Hülle der unschädlich gemachten „Orkener“ Bombe ist zwischenzeitlich in den Stadtteil zurückgekehrt: Sie soll nun als Mahnmal ausgestellt werden, das die Schrecken der Kriege verdeutlichen soll.