Idee für den Tagebau-Highway Kommt die „Solar-Wall“ an der Autobahn?

Grevenbroich/Jüchen · Eine Studie unterstreicht die Machbarkeit: Entlang der windanfälligen A44n könnte ein schützender Wall mit Solarpaneelen errichtet werden. Ist die Zeit dafür reif? Der Zweckverband Landfolge sieht den Spielball bei der Autobahngesellschaft.

Blick von Osten auf den windanfälligen „Tagebau-Highway“. Dort könnten künftig schützende Wälle mit Solarmodulen entstehen.

Foto: Kandzorra, Christian

Der „Tagebau-Highway“ hat im gerade zu Ende gegangenen Jahr vielfach für Schlagzeilen gesorgt, vor allem wegen eines Gutachtens zur Windanfälligkeit der Trasse. Wegen der offenen Lage blasen die Böen stark von der Seite – so stark, dass es immer wieder zu Unfällen und Sperrungen kommt. Ein Gutachten legt der bundeseigenen Autobahngesellschaft nahe, Maßnahmen zum Schutz zu ergreifen. Und: Experten kamen auch zu dem Ergebnis, dass sich die Errichtung etwa einer schützenden Wand positiv auf die Sicherheit auswirken könnte.

Eine Idee, wie man dem Windproblem im circa zehn Kilometer langen Tagebau-Abschnitt der A44 Herr werden kann, liegt bereits auf dem Tisch. So könnten Wälle mit Solarmodulen errichtet werden, um sprichwörtlich „zwei Fliegen mit einer Klappe“ zu schlagen: Die Autobahn wäre besser vor Wind von den Seiten geschützt und noch dazu könnte Strom erzeugt werden.

Dass so etwas technisch und wirtschaftlich machbar ist, hat das Stuttgarter Beratungsunternehmen „Drees & Sommer“ in Form einer im August vorgelegten Studie belegt. Die Schwaben haben kürzlich noch einmal darauf hingewiesen, dass das Projekt – wenn es denn realisiert wird – Vorbildcharakter für viele Autobahnabschnitte im ganzen Bundesgebiet hätte.

Das Stuttgarter Beratungsunternehmen „Drees & Sommer“ hatte im August eine Machbarkeitsstudie vorgelegt – und eine Visualisierung.

Foto: Drees & Sommer

An den Autobahnen nahe des Tagebaus Garzweiler könnte als Teil des Strukturwandelprojekts „Innovationspark Erneuerbare Energien“ Sonnenenergie in unterschiedlicher Form genutzt werden: in Form von Solarmodulen entlang der A44n an Böschungen sowie auf einer Windschutzwand, in dem Fall vertikal. Und laut „Drees & Sommer“ kommt auch eine Nutzung auf Lärmschutzwänden an der in der Nähe ebenfalls verlaufenden A46 infrage. Die Rede ist von zusammengerechnet 23 Megawatt Leistung. Das würde eine Investition im zweistelligen Millionenbereich erfordern.

Konkurrierende Nutzungsansprüche können in Sachen „Solarautobahnen“ miteinander in Einklang gebracht werden. „Die Trassen und Infrastrukturen von Autobahnen bieten teilweise gute Voraussetzungen, bisher ungenutzte Flächen für die Erzeugung regenerativer Energien auf Solarbasis zu verwenden“, sagt Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbands Landfolge Garzweiler mit Sitz in Erkelenz-Kuckum. Mielchen weiter: „Dabei können Synergien zu Wind- und Lärmschutz entstehen.“

Aus Sicht von Alexander Vorkoeper, Senior Consultant bei „Drees & Sommer“, lässt sich das Konzept der „Garzweiler Solarautobahn“ bundesweit ausrollen. „Mit 13 200 Kilometern hat Deutschland das viertlängste Autobahn-Netz der Welt“, sagt der Wirtschaftsingenieur. Gleichzeitig macht Vorkoeper keinen Hehl daraus, dass sich die Solar-Idee nicht überall umsetzen lässt. Allein deshalb schon nicht, weil nicht alle Autobahnabschnitte im Bundesgebiet für die Stromerzeugung mithilfe von Sonnenenergie geeignet sind.

Wie sieht es nun konkret am „Tagebau-Highway“ aus? „Wir verfolgen das Projekt weiter“, sagt Volker Mielchen vom Zweckverband: „Die Institution, die darüber entscheidet, ist aber die Autobahn GmbH.“ Mielchen sieht den Spielball also bei der bundeseigenen Gesellschaft – und „erdet“ die Solarautobahn-Euphorie ein wenig: „Wir haben bisher kein großes Interesse seitens der NRW-Vertretung der Autobahn GmbH gespürt. Wir müssen sehen, wann die Zeit für so ein Projekt reif ist. Wir können es nicht selbst vorantreiben.“ Allgemein aber, so Mielchen weiter, wäre es machbar und rentabel.

Die bundeseigene Autobahngesellschaft muss angesichts maroder Brücken im Land derzeit andere Schwerpunkte setzen. Projekte wie die Solarautobahn haben eine geringere Priorität, so wie im Übrigen der seit Jahren geplante Ausbau der Rastanlage Vierwinden bei Grevenbroich.