Weitere Einschränkung am Krankenhaus Einschränkungen für Unfallchirurgie
Grevenbroich · Wer nach einem Unfall operiert und stationär aufgenommen werden muss, wird nun direkt nach Neuss oder Dormagen gebracht. Die Schockraumversorgung am Elisabethkrankenhaus wird eingestellt. Ambulante OPs soll es weiterhin geben.
Am Donnerstag hat sich im Rathaus ein Bündnis aus Bürgern und Bürgermeistern für die Sicherung der Notfallversorgung in Grevenbroich formiert – und ein Schreiben an den Landrat auf den Weg gebracht. Was weder die Bürger noch die Rathaus-Chefs aus Grevenbroich, Jüchen und Rommerskirchen zu diesem Zeitpunkt geahnt haben dürften: Offenbar wurde parallel im Rheinland Klinikum eine Pressemitteilung formuliert, die weitere Einschränkungen im Krankenhausbetrieb zum Inhalt hat. Sie ist am späten Donnerstagabend, nach einer Sitzung des Klinik-Aufsichtsrats, verschickt worden. Den Inhalt dürften diejenigen, die sich für den Krankenhausstandort Grevenbroich starkmachen, als weiteren Schlag ins Kontor werten.
Die nun bekannt gegebenen Einschränkungen betreffen die Unfallchirurgie am Elisabethkrankenhaus. Wie Johanna Protschka, Sprecherin des Rheinland Klinikums, mitteilte, finden am Krankenhaus in Grevenbroich ab sofort keine operativen Eingriffe bei unfallchirurgischen Patienten mehr statt, die im Anschluss stationär aufgenommen werden müssen. Das heißt konkret: Schwerverletzte werden direkt in das Krankenhaus Dormagen oder ins Lukaskrankenhaus Neuss gebracht, um dort operiert und stationär aufgenommen zu werden.
Ambulante unfallchirurgische OPs sollen am Standort Grevenbroich weiterhin wie gewohnt stattfinden. Die stationäre Aufnahme von „kleineren“ unfallchirurgischen Fällen, die keine stationäre Versorgung eines Patienten nach sich ziehen, soll eingeschränkt möglich sein. Das Rheinland Klinikum begründet die Entscheidung mit dem Fachkräftemangel, aber auch mit Personalabgängen und Krankenständen. Die Anpassungen seien notwendig, „um eine qualitativ hochwertige Behandlung der Patienten in Grevenbroich und im Rhein-Kreis Neuss jederzeit sicherzustellen“, wie Protschka sagt.
Auch die Schockraumversorgung kann nicht fortgeführt werden
Wegen des fehlenden Personals kann auch die Schockraumversorgung im Hospital an der von-Werth-Straße nicht fortgeführt werden. Gemeint ist der spezielle Behandlungsraum, in dem die Erstversorgung schwer verletzter und polytraumatisierter Patienten stattfindet. „Im Jahr 2024 wurden rund 50 Patienten als kritisch eingestuft. Ein Teil dieser Patienten wurde dementsprechend dem Schockraum zugewiesen“, heißt es beim Rheinland Klinikum. Und es gibt noch mehr Neuigkeiten: Die bereits geltende Regel, dass die zentrale Notfallaufnahme in Grevenbroich zwischen 22 und 8 Uhr nicht vom Rettungsdienst angefahren wird, hat über das Jahresende hinaus Bestand. „Dies geschieht zur Entlastung der Mitarbeiter und dient dem Erhalt der hochwertigen Versorgungsqualität“, sagt Johanna Protschka: Im Schnitt handele es sich um drei Patienten pro Nacht, die vom Rettungsdienst in eine andere, für die jeweilige Symptomatik ausgelegte Notfallaufnahme gebracht werden. Der Rhein-Kreis Neuss als Träger des Rettungsdienstes hat zur Kompensation bereits einen zusätzlichen Rettungswagen in Dienst gestellt.
Bürger, die eigenständig in die Notaufnahme kommen, sind von der Regel nicht betroffen. Das Rheinland Klinikum weist explizit darauf hin: Für Patienten, die zu Fuß kommen, bleibt die Notaufnahme weiterhin ansteuerbar, auch nachts.
Dass der Rettungsdienst aber weiterhin nachts keine Patienten in die zentrale Notaufnahme des Grevenbroicher Krankenhauses einliefern kann, dürften nur wenige als Überraschung empfinden. Etwas anders ist das in Sachen Unfallchirurgie. Der Grevenbroicher Bürgermeister ist erst am Donnerstagnachmittag über die Neuerung informiert worden – nach dem Termin mit seinen Amtskollegen und Bürgern im Rathaus, wie er betont. Aus den Unterlagen für die Aufsichtsratssitzung, die ihm vorab zugegangen sind, seien die Änderungen nicht hervorgegangen.
Der Verwaltungschef spricht mit Blick auf die jüngste Entwicklung von einem „Sterben auf Raten“. Die Hängepartie um den Krankenhausstandort Grevenbroich trage dazu bei, dass Mitarbeiter abwandern. Klaus Krützen sieht die Grevenbroicher mehr und mehr vor vollendete Tatsachen gestellt – und das, obwohl eigentlich erst im Januar das Umstrukturierungskonzept fürs Krankenhaus vorgestellt werden soll.
Wie berichtet, soll das Elisabethkrankenhaus in Grevenbroich nach den im Herbst ergangenen Beschlüssen der Gesellschafter – das sind der Rhein-Kreis und die Stadt Neuss – zu einer Fachklinik mit geriatrischem Schwerpunkt ohne Notfallversorgung transformiert werden.