Kaarst: Neues Zuhause für Suchtkranke

Die St.Augustinus-Behindertenhilfe legte am Freitag den Grundstein für den Gebäudekomplex an der Heinrich-Lübke-Straße.

Kaarst. "Nette Nachbarn", das hat Stefan Wutke auf den Wunschzettel geschrieben. Das Blatt Papier verschwindet mit Münzen und einer Zeitung des gestrigen Tages in der Zeitkapsel und zwischen den Ziegeln. Der Wunsch bleibt. Gestern legte die St.Augustinus-Behindertenhilfe den Grundstein für ein Wohnhaus für Menschen mit Abhängigkeitserkrankung und ein Mietshaus mit behindertengerechten Wohnungen an der Heinrich-Lübke-Straße. Der neue Gebäudekomplex liegt zentral, mitten im Wohngebiet.

Anders als am alten Standort auf dem Gelände der St.Augustinus-Kliniken haben die Bewohner es nicht weit zum nächsten Supermarkt oder ins Kino. Bald, so die Vision von Wilfried Gaul, Geschäftsführer der St.Augustinus Behindertenhilfe, "leben hier Menschen mit und ohne Handicap unbehindert in einer Gesellschaft".

24 Menschen werden im neuen Gebäude Platz finden, 16 in der stationären Einrichtung St.Matthias-Haus, acht im Wohnhaus nebenan. In der stationären Einrichtung begleiten Fachkräfte die Suchtkranken rund um die Uhr. Im Mietshaus finden Patienten ein neues Zuhause, die nicht ständig betreut werden müssen. Garten, Werkraum und Begegnungsstätte sind geplant.

Umziehen werden die Bewohner ab Sommer 2011. Unter ihnen auch Stefan Wutke. Schon jetzt fiebert der 47-Jährige dem Umzug entgegen: "Wenn man sieht, dass der andere drogenfrei ist, ermutigt das und baut auf", sagt er. Mit 14 Jahren war der heute 47-Jährige bereits alkoholabhängig, später nahm er Drogen. Seit vier Jahren ist er nun trocken und rührt keine Drogen mehr an. Irgendwann will er wieder in einer eigenen Wohnung leben - ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Auf Vorurteile treffe er selten, sagt er.

Doch es gibt sie. "Auf beiden Seiten", meint der zukünftige Leiter des Hauses, Thomas Bänker. Die Patienten hätten sich an ihr altes Zuhause gewöhnt, die neuen Nachbarn seien noch skeptisch. "Das ist ganz natürlich. Wir müssen uns erst kennenlernen."

Mancher Bewohner kann das Haus vielleicht bereits nach einem Jahr verlassen, ein anderer könnte sein ganzes Leben im neuen Gebäude verbringen. Vorrangiges Ziel bleibt die Integration. "Wir wollen Hemmschwellen abbauen", sagt Thilo Spychalski, Geschäftsführer der St.Augustinus-Kliniken. Ein erster Schritt ist gemacht. Zahlreiche Besucher verfolgten die Grundsteinlegung und wünschten den zukünftigen Bewohnern alles Gute.