Kastell soll rekonstruiert werden
Mehrere Neusser CDU-Politiker wollen, dass mit dem römischen Erbe der Stadt wesentlich besser geworben wird. Am Reckberg sollen daher Reste eines Kastells freigelegt werden — als Ergänzung zum vorhandenen Wachturm.
Uedesheim/Grimlinghausen. Römische Geschichte hat derzeit Konjunktur in Neuss. Zu dem Schluss könnte man angesichts von archäologischen Untersuchungen zur Lage des römischen Rheinhafens und dem damaligen Flussverlauf oder der Sonderausstellung im Clemens-Sels-Museum kommen, die ab Sonntag zu sehen ist. Doch für einige CDU-Politiker, vor allem aus dem Neusser Süden, ist das viel zu wenig. „Wir müssten mit dem historischen Erbe der Stadt viel mehr arbeiten“, sagt Johannes Schmitz, Historiker und Stadtverordneter aus Grimlinghausen.
Stefan Crefeld, CDU-Politiker
Das setzt aber voraus, dass es etwas zu sehen gibt. Genau an dem Punkt setzt die Initiative der CDU an. Nachdem den Kulturausschuss gerade erst ein Antrag zur Renovierung des historischen Rundweges in Gnadental passiert lufhat (ein Kostenüberblick soll nach der Sommerpause vorliegen), nehmen Schmitz und seine Mitstreiter Ursula von Nollendorf, Hermann-Josef Baaken und Stefan Crefeld vor allem den Reckberg in den Blick. Denn der wird aus ihrer Sicht zu nebensächlich behandelt.
Um das Jahr 1900 stießen Archäologen dort auf Spuren eines kleinen Kastells, das, so Schmitz, „zu den wenigen Militärstandorten gehört, die nicht vollständig überbaut wurden“. Dass es erst jetzt, mehr als 100 Jahre nach dieser Entdeckung, ein von zwei Studenten angefertigtes Modell des Lagers gibt, bestätigt die These vom vernachlässigten historischen Erbe im Neusser Süden.
Die CDU-Politiker fordern daher, die Mauerreste des Kastells im Boden zu erhalten und besser zu dokumentieren. Sie wünschen zudem, dass Teile des Militärlagers — etwa das Tor — rekonstruiert werden.
Das wäre eine gute Ergänzung zum Wachturm, der auf einer weiteren Erhebung dieser Höhenrippe unmittelbar oberhalb des ehemaligen Rheinverlaufes nachgewiesen wurde. Auf Initiative von Uedesheimer Bürgern wurde dort, auf Gnadentaler Gebiet, ein solcher Turm rekonstruiert, doch der sei kaum zu sehen. „Man muss das Umfeld aufwerten, Sichtbeziehungen freischneiden und die Zufahrt verbessern“, zählt Schmitz auf.
Zusammen wollen die Stadtverordneten jetzt richtig Druck machen. Denn der Limes, also die römische Grenzbefestigung am Niederrhein, soll 2020 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen werden. In diesem Kontext müsse sich Neuss nicht nur sichtbar positionieren, sagen sie, sondern könne so auf Fördergelder hoffen. Schmitz: „Es besteht Handlungsdruck.“
Bei ihrem Ansinnen sehen die CDU-Stadtverordneten den Reckberg nicht als Insel, sondern im Kontext zur römischen Sammlung im Clemens-Sels-Museum und dem Koenen-Lager in Gnadental. Das ist nicht nur das älteste Legionslager am Rhein, betont Schmitz, sondern das einzige, das vollständig ausgegraben wurde. Die Beschäftigung mit diesem Erbe sei auch nicht nur rein akademisch, ergänzt Crefeld: „Die römische Geschichte hat großes touristisches Potenzial. Wenn ich überlege, was andere Städte aus viel weniger machen....“