Königsparade: Rekordregiment für Hermann-JosefII

6797 Schützen und Musiker zogen gestern über den Markt. Gewählt wurde trotzdem.

Neuss. Der König strahlt: Ein eleganter, freundlicher, sympathischer Monarch, der sich am frühen Morgen in 20 Minuten in seinen Frack "gebrasselt" hat.

Das ist sein Tag, und er hat ihn genossen - und mit ihm die 6797 Schützen und Musiker des größten Regiments aller Zeiten, die Zuschauer, die die Königsparade bei schönstem Wetter beklatschen, und das Komitee, das würdig zwei Stunden lang die Parade abnimmt.

Einer fehlt, und diese Lücke kann auch nicht gefüllt werden: Bürgermeister Herbert Napp liegt mit Grippe und Mandelentzündung im Bett. Da sein dritter Bürgermeister-Stellvertreter Thomas Nickel bekanntlich Präsident der Neusser Bürger-Schützen ist und somit ohnehin im Komitee und die beide anderen Stellvertreter des Bürgermeisters Stellvertreterinnen sind, bleibt ein Platz frei. Denn die Regeln sind streng: Für eine Frau ist kein Platz im Komitee.

"Wirklich unmöglich, dass die Stadt nicht bei der Abnahme der Parade vertreten ist", ärgert sich Angelika Quiring-Perl, Ur-Neusserin und 1. stellvertretende Bürgermeisterin, vom Rathaus-Balkon aus. Und natürlich ist sie als oberste Repräsentantin der Stadt an diesem Tag auch nicht beim Königsmahl im Zeughaus dabei. Denn auch bei dieser exquisiten Veranstaltung gilt: Kein Platz für die Damen. Verständlich, dass Schützen das nicht so eng sehen. Thomas Nickel sei eben Schützenpräsident und Bürgermeister-Stellvertreter in einer Person, so ein Jäger: "Der ist doch die Omnipotenz in sich."

Der omnipotente Thomas Nickel, der am Sonntag zusätzlich auch noch "Geburtstagskind" ist , hat am späten Vormittag nach dem Antreten des Regiments die Parade eröffnet - ein wenig ernster als sonst. Er beschwört in Hinblick auf die Wirtschaftskrise die Werte des Schützenwesens und erinnert an das Schützenfest vor 70 Jahren: Das löste sich am Sonntagnachmittag auf, nachdem die Teilnehmer ihre Schützenuniformen mit denen der Wehrmacht tauschen mussten. Und schließlich nicht die erste, aber wohl letzte Ermahnung des Schützenpräsidenten: Schützensonntag ist eben auch Wahlsonntag, und "das Wählen ist eine Selbstverständlichkeit für uns." Doch dann geht es auch um den Spaß an der Freud’ und um den "emotionalen Höhepunkt" des Festes, um ein "einzigartiges Regiment", das anschließend über den Markt marschiert.

Beste Stimmung auf der Marschstrecke, bei den Zuschauern, im Rathaus, bei den Grenadieren, die schon fertig sind und auf die erfolgreiche Parade trinken, oder den Jägern, die sich für die Parade in Stimmung bringen.

Am Abend dann ist nach dem Festzug der erste Teil geschafft. Bis Dienstagabend werden die Schützen, die gar nichts auslassen, an die 40 Kilometer marschiert sein. Am Sonntag jedenfalls präsentieren sie sich durchweg in guter Form. Heute geht es nach dem Frühschoppen und den ersten Biwaks mit dem Festzug um 15.15 Uhr ab Markt weiter.