„Lukas“ geht Kooperation ein
Das Lukaskrankenhaus arbeitet im Bereich Herzchirurgie mit dem Krefelder Helios-Klinikum zusammen.
Neuss. Die gute Nachricht vorweg: Auch über den heutigen Stichtag hinaus werden am Lukaskrankenhaus künstliche Herzklappen mittels Katheter eingesetzt, so dass eine Operation am offenen Herzen entfällt. Um diese sogenannten TAVI-Eingriffe weiterhin leisten zu können, ist das städtische Neusser Krankenhaus eine vertraglich festgeschriebene Zusammenarbeit im Bereich Herzchirurgie und herznahe Gefäßchirurgie mit dem Helios-Klinikum in Krefeld eingegangen, das zum gleichnamigen Klinikkonzern mit 44 000 Betten und 68 000 Mitarbeitern gehört, hinter dem der Gesundheitsgigant Fresenius steht.
Hintergrund: Ab heute darf die TAVI-Methode nur noch angewandt werden, wenn eine 24-stündige herzchirurgische Versorgung auch an Tagen nach dem Eingriff gewährleistet ist. Das Problem: Da weder das „Lukas“ noch ein anderes Krankenhaus im Kreisgebiet über eine Herzchirurgie verfügen, hätte das seit Jahren mit Erfolg praktizierte, für die Patienten besonders schonende TAVI-Verfahren eingestellt werden müssen. Dabei ist der Neusser Kardiologe Michael Haude einer der Vorreiter dieser unblutigen Methode, die ohne Herz-Lungen-Maschine und in vielen Fällen auch ohne Narkose auskommt. Die hohen Anforderungen der Aufsichtsbehörden hatten Haude und sein Team in vielen Jahren immer erfüllt. Bereits in der Vergangenheit waren bei den TAVI-Eingriffen immer Herzchirurgen anwesend. Sie reisten bisher aus Essen an, mussten aber nie eingreifen. Nach Angaben des „Lukas“ hat es bisher „null Notfälle“ gegeben.
Nun aber gilt, dass Herzchirurgen rund um die Uhr auch in der Nachversorgung präsent sein müssen und eine voll funktionstüchtige Herzchirurgie in 30 Minuten zu erreichen ist. Das gewährleistet die neue Kooperation des „Lukas“ mit dem Krefelder Helios-Klinikum. Der Wille zu einer „guten Lösung“ habe schnell zu einem Vertrag geführt, sind sich die beiden Geschäftsführer Nikolas Krämer (Neuss) und Alexander Holubars (Krefeld) einig. Auch der Neusser Haude und sein Krefelder Kollege Professor Franz-Xaver Schmid sehen in der Zusammenarbeit eine für die Patienten und beide Krankenhäuser sinnvolle Konzeption — erst die dritte ihrer Art in Deutschland — und eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Im Klartext: Künftig werden „Lukas“-Patienten, die vor einem herzchirurgischen Eingriff stehen, auf Wunsch auch ins Krefelder Helios-Klinikum überwiesen.
Die Nachricht, dass das städtische „Lukas“ eine Zusammenarbeit mit dem privaten Klinikunternehmen Helios perfekt gemacht hat, fällt in eine Zeit, in der Politiker mehr oder weniger laut über mögliche Kooperationen — bis hin zur Fusion — des „Lukas“ mit den ebenfalls kommunalen Kreiskrankenhäusern nachdenken. Werden diese Überlegungen nun überflüssig? „Nein“, sagen Experten, denn es werde alles getan, was Sinn mache. Sinn mache es jetzt für das „Lukas“, einen Partner in der Herzchirurgie zu gewinnen — und den gebe es im Rhein-Kreis nun mal nicht.