Mann aus Schwalmtal behauptet: Verschwundener Grabstein war Unfall

Grevenbroich. Wie ist das Grab der Familie Weidemann auf dem Friedhof an der Montanussstraße verschwunden? Karl Kragt aus Schwalmtal scheint die Schlüsselfigur in diesem Fall zu sein. Der 64-Jährige schilderte jetzt das Geschehen aus seiner Sicht.

Foto: Knappe

Kragt hatte sich auf eine Annonce von Franz Maes gemeldet, der seine Grabaufbauten auf dem Friedhof verschenkten wollte. Der Schwalmtaler griff zu, angeblich weil er die Marmorteile für den Bau eines Grills verwenden wollte. Mit der Firma, die er für den Abbau angeheuert hatte, habe er allerdings vor Ort Ärger bekommen — sie sei abgezogen. Daraufhin habe er alleine weitergearbeitet, erzählt der Schwalmtaler.

Um den Grabstein habe er einen Gurt gebunden, diesen an sein Auto gespannt, um den Stein zu lösen. Dabei sei aber der falsche Stein umgefallen, nämlich der des benachbarten Grabes der Familie Weidemann. Diesen habe er umgelegt und Erde darüber gegeben. Am nächsten Tag sei er an die Montanusstraße zurückgekehrt, um die ihm ebenfalls angebotenen Platten zu holen.

Tags darauf sei er in Urlaub gefahren, berichtet der Schwalmtaler. Erst bei der Rückkehr habe er erfahren, was inzwischen passiert sei. „Ich bin zur Kripo gegangen, und habe gesagt, das war ein Unfall.“ Er habe einen Steinmetz um ein Angebot gebeten — als er nichts hörte, sei er später selbst zum Friedhof gefahren, um den Grabstein wieder aufzurichten. Dort wurde er von einem Mitarbeiter des Friedhofsamtes erwischt, der ihm Hausverbot erteilte.

Dass Kragt das Grab selbst wiederherstellt, kommt für Adolf und Liesel Weidemann nicht in Frage. Das Ehepaar hat den beschädigten Grabstein mittlerweile in die Obhut eines Steinmetzes gegeben, die Kripo stellte die Grabumrandung in Schwalmtal sicher. Die beiden Grevenbroicher haben sich einen Anwalt genommen, der Karl Kragt bereits Fristen gesetzt habe, die er aber habe verstreichen lassen.

Auch nach den Erklärungen des Schwalmtalers bleiben für die Weidemanns noch viele Fragen offen. Wie konnte ihr Stein umkippen und wie kam er bloß 15 Zentimeter tief unter die Erde, wenn er doch nur auf das Grab gefallen sein soll? Antworten erhofft sich das Ehepaar von der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, die den Fall bearbeitet. biro/wilp