Marienviertel: Polizei rudert zurück
Erst sprach sie von „keinen konkreten Hinweisen“ auf Drogenkonsum, nun heißt es, das Problem sei nicht neu.
Neuss. Die Polizei hat ihre ersten Aussagen über die Drogenproblematik im und ums Marienviertel relativiert. Kurz nachdem sich zahlreiche Anwohner mit einem Schreiben an Bürgermeister Reiner Breuer gewandt hatten, in dem sie offenen Rauschgifthandel und -konsum im genannten Bereich monierten, sorgte die Reaktion der Polizei für Unmut. Es lägen keine konkreten Hinweise auf den beschriebenen Drogenhandel am Marienkirchplatz vor, teilte die Polizei auf Nachfrage mit. Nun sind jedoch andere Töne zu vernehmen. „Das Problem ist uns nicht neu“, sagte Detlef Gernandt, Abteilungsleiter der Polizei, im vergangenen Hauptausschuss, in dem das Thema diskutiert wurde. Gernandt führte weiter aus: „Man kann mit Statistiken kein Sicherheitsgefühl bei den Anwohnern erzeugen.“
Pikant: Auch Polizeichef Hans-Jürgen Petrauschke konterte in seinem Antwortschreiben vergangene Woche an die Bürgerinitiative mit Statistiken. So habe es im Verlaufe dieses Jahres im Bereich des Marienkirchplatzes zwar einen Anstieg der Strafanzeigen für Delikte mit Betäubungsmitteln gegeben, die Anzahl der Fälle in den umliegenden Straßen sei hingegen unverändert gering geblieben. Die Zahlen für den Theodor-Heuss-Platz seien sogar um mehr als die Hälfte gesunken. Die Polizei hat jedoch bereits reagiert und die Kontrollen im Marienviertel verstärkt. Gleiches gilt für den Kommunalen Servicedienst. „Ein Rückgang ist bereits zu spüren“, sagt Anwohner Andreas Alberts, der die Anwohnerinitiative mit angestoßen hatte. Ein anderthalbstündiges Gespräch mit der Polizei am vergangenen Mittwoch sei „konstruktiv“ verlaufen. Auch in Zukunft wolle man sich regelmäßig austauschen.
Im Hauptausschuss wurde jetzt der bereits im Vorfeld angekündigte runde Tisch beschlossen, an dem unter anderem Bürgermeister Reiner Breuer sowie Vertreter der Polizei, der Anwohnerinitiative und des Kommunalen Servicedienstes (KSD) vertreten sein werden. Die Fraktionen werden an dem runden Tisch nicht teilnehmen. Sozialdezernent Ralf Hörsken machte darauf aufmerksam, dass es nicht damit getan sei, die Konsumenten und Händler lediglich zu verdrängen. Vielmehr sei die Problematik rund um die Marienkirche — aber auch in anderen Bereichen der Stadt — ein sozialpolitisches Thema. Es gehe darum, auch ein Präventiv-Konzept zu entwickeln, bei dem Streetworker und Drogenberater mit ins Boot geholt werden. In seinem Bericht führt der Sozialdezernent aus, dass den acht Mitarbeitern des KSD die Situation im Marienviertel hinlänglich bekannt sei. Jedoch habe sich die Problematik in den vergangenen Monaten verschlimmert.
So sei der Marienkirchplatz von Jugendlichen früher lediglich zum „Vorglühen“ genutzt worden.