Kaarster basteln Laternen mit Flüchtlingen
Der Martinsverein Kaarst lud die Kinder mit ihren Eltern zu einem Bastelnachmittag ein.
Kaarst. Laternen zu basteln ist für Kinder in der Zeit vor St. Martin eigentlich die selbstverständlichste Sache der Welt. Allerdings nicht, wenn sie aus Ländern wie Syrien oder Afghanistan kommen. Dirk Andreas, Vorsitzender des Martinsvereins Kaarst und sein Stellvertreter Reinhard Breil hatten zusammen mit dem Haus der Jugend „Bebop“ Flüchtlingskinder und deren Eltern zu einem gemeinsamen Bastelnachmittag eingeladen. Mit dabei: Susanne Enkel, die treibende Kraft bei der Stadt Kaarst, wenn es um die Betreuung und Integration der Flüchtlinge geht. Die Bastelaktion ist übrigens nur eines von vielen Beispielen dafür, wie die unterschiedlichsten Akteure sich für die Flüchtlinge einsetzen.
Ines ist acht Jahre alt und stammt aus dem Irak. Sie hatte sich bereits im vergangenen Jahr an der Bastelaktion beteiligt. Am Sonntag glänzte sie mit guten Sprachkenntnissen. Sie wurde von ihrer Mutter begleitet, während der Vater in Vorst Fußball spielte. Das sieht ganz nach gelungener Integration aus. Und die die 13-jährige Aya aus Syrien, die die Kaarster Realschule besucht, ist für Enkel „eine wahre Künstlerin“. Mit am Tisch am Sonntag Nachmittag: ihre drei Geschwister. Die Kinder, die jetzt mit großer Begeisterung Fackeln bastelten, kamen vor allem aus Syrien, aber auch aus Albanien, Mazedonien, Afghanistan, Jordanien, Kirgisistan und Georgien. Karina Chamsi, für die psychosoziale Betreuung der Flüchtlinge zuständig, achtete jetzt darauf, dass die Bastelmaterialien gerecht verteilt wurden — und das, obwohl sie am Sonntag Geburtstag hatte.
Susanne Enkel, Betreuerin der Stadt Kaarst, über Aya (13) aus Syrien
Ihr half Lukas Bierholz. Weiße Pappteller, Transparentpapier, Farben, kleine transparente Gefäße, jede Menge Glitzerzeug — das waren im Wesentlichen die „Zutaten“ für die Fackeln.
Der Kaarster Martinsverein hatte die Materialien finanziert, die Bürger hatten die Stäbe samt Batteriebeleuchtung bezahlt: „Die Resonanz auf einen entsprechenden Aufruf war sehr groß“, sagte Susanne Enkel. Sie wird die von den Flüchtlingskindern gebastelten Fackeln im Rathaus aufhängen — dort bleiben sie, bis sie am 10. November beim Fackelzug präsentiert werden. Die Vorfreude auf St. Martin steigerte Mark Koll mit den entsprechenden Liedern. Dass St. Martin ein christliches Fest ist, störte niemanden. „Viele Flüchtlinge interessieren sich für den christlichen Glauben, sie besuchen auch Messen“, erklärte Enkel. Und sie kündigte an, dass es Fortbildungsangebote geben werde zu Themen wie „Interreligiösität“ oder „Die Rolle der Frau in der deutschen Gesellschaft“. Dirk Andreas informierte die Flüchtlinge darüber, was es mit dem Martinsfest auf sich habe. Susanne Enkel lobt die Sprachangebote und die Bemühungen, auf kulturellem Gebiet die Flüchtlinge zu integrieren.
Sie weiß aber auch, dass ein weiteres, besonders dickes Brett noch gebohrt werden muss: bei der Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. „Das wird die nächste große Baustelle werden“,sagt sie.