„An Mevissen“ wird erschlossen
Die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) erschließt und vermarktet erstmals ein Neubaugebiet in Eigenverantwortung.
Grevenbroich. Am Ortsrand von Wevelinghoven erschließt die Stadt ein großes Baugebiet — in mehreren Etappen sind insgesamt rund 300 Wohnhäuser vorgesehen. Das Planverfahren für das Projekt hatte sich verzögert. 2017 sollen endlich die Erschließung und Vermarktung für den ersten Abschnitt mit etwa 30 Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften starten. Zuständig dafür ist erstmals bei einem solchen Projekt die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG), eine 100-prozentige Tochter der Stadt.
Das ist nicht die einzige Besonderheit: „Beabsichtigt ist, bei der Vergabe der städtischen Grundstücke Zuschlagskriterien anzuwenden, die sich an sozialen Aspekten orientieren“, kündigt Ralf Müller vom Bürgermeisterbüro an. Vorteile beim Zuschlag solle erhalten, „wer aus Wevelinghoven oder aus der Stadt stammt oder wer mit Kindern einzieht“. Kurzum: Grevenbroicher Familien haben bei diesem Verfahren bessere Karten. Vor Jahren sei ein ähnliches Prinzip angewendet worden, dann aber der Haushaltssicherung zum Opfer gefallen. „Seitdem ist die Regel, dass der Interessent den Zuschlag erhält, der das höchste Gebot abgibt“, sagt Müller.
Für „sozialverträgliche Kriterien“ spricht sich die SPD deutlich aus. „Wir möchten junge Familien, die in Grevenbroich zur Miete wohnen, unterstützen, Eigentum zu erwerben und ein Häuschen zu bauen“, sagt SPD-Ratsherr Holger Holzgräber. Ähnliche Kriterien würden etwa in Korschenbroich und Rommerskirchen praktiziert. „Beim Zuschlag für das höchste Gebot erhält der das Grundstück, der das meiste Geld in den Ring werfen kann, das sind oft nicht Familien mit Kindern“, sagt Holzgräber. Festgelegt sind die Kriterien aber noch nicht, wie Ralf Müller betont. Auch der Verkaufspreis liegt noch nicht fest. „Wir rechnen vorsichtig mit einer Größenordnung von 240 oder 250 Euro je erschlossenem Quadratmeter.“
Die Vermarktung des Baugebiets ist eine neue Aufgabe für die SEG mit Monika Stirken-Hohmann als Geschäftsführerin. Die SEG hält die Anteile für die Stadt an Gesellschaften. Ihr gehört das Rathaus, sie betreibt die Tiefgarage gegenüber. „Als Erschließungsträger ist die SEG bislang nicht aufgetreten“, sagt Müller.
Beim Neubaugebiet Kapellen kooperierte Grevenbroich mit der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft. Bei anderen Gebieten vermarktete die Stadt ihre Flächen selbst. Für die neue Lösung nennt Müller mehrere Vorteile: Die Stadt verkaufe die Flächen an die SEG. Der Rat müsse im Dezember noch zustimmen und könne „die Erlöse aus dem Verkauf in einem Stück im Haushalt vereinnahmen“. Beim ersten Bauabschnitt handele es sich um eine siebenstellige Summe. Zudem unterliege die SEG beim Kauf nicht, wie die Stadt, den „Restriktionen der Haushaltssicherung“. Die SEG könne besser zusätzliche Grundstücke erwerben oder sonst mit privaten Eigentümern kooperieren.
Die Erschließung soll in der ersten Jahreshälfte 2017 starten, die Vermarktung zur Jahresmitte. „Je schneller, desto besser, wir stehen im Wettbewerb mit anderen Kommunen“, sagt Holzgräber. Eine weitere Forderung: „Neue Baugebiete in Grevenbroich müssen von Anfang an Glasfaseranschluss erhalten.“