Motorradfahrer zerstören Natur

Landbesitzer Gregor van Ackeren und der städtische Umweltbeauftragte Norbert Wolf sorgen sich um die Tiere, die auf der Königshovener Höhe leben. Die illegalen Querfeldeinfahrten der Motocross-Fahrer gefährden ihren Bestand.

Foto: Anja Tinter

Grevenbroich. Der Ärger über Motocross-Fahrer, die illegale Fahrten durch das Tagebaugelände unternehmen, reißt nicht ab. Jetzt meldet sich der Umweltbeauftragte Norbert Wolf zu Wort und erklärt, dass die Rekultivierungsgebiete, etwa rund um die Königshovener Höhe, ebenfalls von dem Problem betroffen seien. „Mir liegen der Naturschutz und die Naherholung sehr am Herzen“, erklärt Wolf. „Beides wird durch die Auswüchse des Motorsports empfindlich gestört.“

Die Rekultivierungsgebiete seien teilweise ökologisch hochsensibel, meint der Umweltbeauftragte. Auf der Königshovener Höhe seien etwa zahlreiche, auch seltene Vogelarten beheimatet. „Durch das illegale Fahren sind nachweislich schon zwei Uhu-Bruten kaputtgegangen“, ärgert sich Wolf. Der Uhu brüte teilweise auch am Boden, etwa an Abbruchkanten. Gerade dort seien die Fahrer unterwegs. Zudem reagiere der Vogel sehr empfindlich, wenn es um seinen Brutplatz gehe. „Da reicht es manchmal schon, wenn es mehrere Stunden durch die Motoren laut ist“, so der Umweltbeauftragte.

Ein weiterer Leidtragender sei der Bienenfresser, der in der Aschedeponie brüte. „Bienenfresser graben unterirdische Röhren für ihre Brut“, erklärt Wolf. „Die brechen ein, wenn die Crossmaschinen darüber fahren.“ Dann sei der Zugang verschüttet und die Brut gehe zugrunde. „Bienenfresser sind Raritäten in NRW. Das ist unendlich schade“, sagt Norbert Wolf.

Besonders ärgerlich aus Sicht des Umweltbeauftragten: „Es gibt die Strecke des MSC.“ Die Fahrer müssten dorthin nur ein kurzes Stück weiterfahren, stattdessen machten sie die Natur platt. „Ich bekomme auch jedes Jahr Beschwerden von Spaziergängern, dass es fast Unfälle gegeben habe“, ergänzt Wolf. „Es kann nicht jeder zulasten der anderen sein Hobby ausüben“, sagt er und appelliert an die Einsicht der Motocross-Fahrer. Schließlich gehe es ja auch um den Schutz der eigenen Person. Wenn die Fahrer stürzten, wisse niemand genau, wo sie seien. Und ein Rettungswagen käme an die meisten Orte nicht hin. „Außerdem gibt es Funklöcher“, so Wolf. Möglicherweise könne also im Notfall nicht einmal versucht werden, Hilfe zu holen.

Ein richtiges Rezept gegen das illegale Fahren hat Norbert Wolf nicht parat. Die Kontrollen könnten intensiviert werden und die Zusammenarbeit mit der Polizei funktioniere auch, sagt er. Doch selbst mit Polizeimotorrädern kämen die Beamten den illegalen Fahrern nicht hinterher. „Jede Störung ist für die Natur eine zuviel“, betont er und hofft auf Besserung.

Gregor van Ackeren, Landbesitzer

Auch Gregor van Ackeren ärgert sich regelmäßig über illegale Motorradfahrten auf seinem Grund und Boden. Seine Familie besitzt größere Ländereien rund um die Königshovener Höhe und die Aschedeponie, wo Landwirtschaft betrieben wird, zudem gehören Natur- und Waldflächen dazu, die van Ackeren auch als Jäger nutzt. „Es ist immer wieder festzustellen, dass die Leute mit Anhängern bis kurz vor ihr Ziel fahren. Darin sind dann die Motorräder, oft ohne Nummernschilder“, beschreibt er das Problem. Das Gelände sei sehr groß, wenn die Fahrer einmal unterwegs seien, seien sie nicht mehr einzuholen.

„Wenn überhaupt etwas möglich ist, muss man deren Wagen finden und die Leute abfangen“, beschreibt er das Problem. Wie Wolf beklagt auch van Ackeren, dass durch die Fahrer Tiere gestört werden. „Die sehen nicht, was sie kaputtmachen. Ein Rebhuhn verlässt das Gelege, wenn die Motorräder dicht dran vorbeirasen.“ Auch andere seltene Vogelarten oder wildwachsenden Orchideen seien betroffen, ebenso würden die Rehe im Jagdrevier aufgescheucht. „Man kann mit diesen Leuten aber nicht ins Gespräch kommen“, klagt der Landbesitzer. „Der Mittelfinger ist noch die netteste Antwort.“

Seine einzige Chance sieht er darin, „hohe Präsenz zu zeigen. Die müssen sehen, da ist immer wieder jemand.“ Wenn die Autos gefunden würden, könne auch Anzeige erstattet werden.