Musikschüler in Dormagen sollen künftig mehr zahlen
Der Förderverein sagt über den Entwurf für die Erhöhung, dass er unsozial sei. Die Stadt möchte das jährliche Defizit senken.
Dormagen. Noch haben Dormagens Kulturpolitiker nicht das Für und Wider diskutiert, da läuft der Förderverein schon Sturm. Denn für dessen Mitglieder ist klar: Der Entwurf für die Gebührenerhöhung, die ab Mai 2016 greifen soll, „ist mit heißer Nadel gestrickt“. In einem Schreiben ist von „unsozial“ und „familienunfreundlich“ die Rede. Außerdem beklagen sie, in die neue Erarbeitung der Satzung nicht einbezogen worden zu sein — wohl wissend, dass die Stadtverwaltung dazu nicht verpflichtet ist.
Begründet wird die Erhöhung, die laut Jürgen Mrohs vom Fachbereich Kultur und Bildung bei durchschnittlich elf Prozent liegen soll, in der Beratungsvorlage mit einer „mittelfristig erwarteten Ergebnisverbesserung von rund 50 000 Euro“. Mittelfristig — denn Robert Krumbein, Erster Beigeordneter, ist sicher, dass „uns zu Beginn sicher der ein oder andere Schüler verlorengehen wird“.
Doch gespart werden muss. Die Vorgabe: Das Defizit von jährlich 650 000 Euro soll in den kommenden drei Jahren um 150 000 Euro gesenkt werden. „Irgendwann müssen wir anfangen“, so Krumbein. Zuletzt seien die Gebühren 2010 erhöht worden. Grundlage der Neufassung ist die vergangenes Jahr aktualisierte Satzung der Musikschule des Rhein-Kreises, mit geringfügigen Modifikationen, wie es in der Ausschuss-Vorlage heißt.
Es wird also teurer und einige Zeiteinheiten fallen weg bzw. werden verkürzt. Beispiel 1: Ab Mai 2016 soll „Musikalische Früherziehung“ nur noch 60 Minuten pro Woche angeboten (nicht mehr 75, 60 oder 45 Minuten je nach Schüleranzahl wie bisher), die Kosten liegen dann bei 26 Euro pro Monat statt wie aktuell bei 23. Beispiel 2: Einzelunterricht für alle Instrumente (außer Klavier, Harfe, Schlagzeug) wird jetzt noch in den Zeitfenstern 22,5 Minuten, 30, 45 und 60 Minuten zu Monatsgebühren von 38, 51, 71 und 97 Euro angeboten. Ab Mai kann dann zwischen 20, 30, 40 und 50 Minuten gewählt werden, zu Preisen von 35, 52, 70 und 87 Euro.
Dass die Erhöhung aber auch viel drastischer ausfallen kann, darauf macht der Förderverein in dem Schreiben aufmerksam und nennt als Beispiel eine Preissteigerung um gar 94 Prozent bei Gruppenunterricht, an dem fünf Schüler teilnehmen. „Solch eine Gruppe haben wir in der Praxis gar nicht“, sagt Mrohs.
Was den Fördervereins-Mitgliedern auch stinkt: Durch die neuen Zeiteinheiten wird die Jahresstundenzahl der Musikschule von 540 auf 475 schrumpfen. Die Folge: Weniger Lehrer werden gebraucht. Dazu Robert Krumbein: „Mit unverändert hoher Stundenzahl können wir das Einsparziel keinesfalls erreichen. Wir müssen zurückfahren.“
Als moderat bezeichnet der Erste Beigeordnete auch die geplante Preissteigerung für die Angebote der Volkshochschule. Beispiele: Kurse im EDV-Bereich von jetzt 4 auf 4,50 Euro pro Unterrichtsstunde, im Bereich Kochen/Nähen von 2,50 auf 2,70, im Kunst- und Gesundheitsbereich von 2,40 auf 2,70 Euro. Auch dadurch werden sich die Einnahmen erhöhen. Um welchen Betrag, kann laut Aussschuss-Vorlage derzeit noch nicht prognostiziert werden. 382 000 Euro hoch sei laut Krumbein das jährliche Defizit der VHS, das auf 367 000 Euro gesenkt werden soll.