Neurather See hat ein Müllproblem

Stadtmitarbeiter wurden bei Kontrollen von Wildcampern und -grillern bereits angefeindet. UWG-Politiker Willibert Müller sprach im Umweltausschuss von katastrophalen Verhältnissen.

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Grevenbroich. Am Neurather See gibt es nach wie vor erhebliche Probleme. Von einer „katastrophalen Situation“ berichtete UWG-Politiker Willibert Müller jetzt im Umwelt- und Landschaftspflegeausschuss.

„Dort wird wieder gecampt, obwohl das verboten ist. Danach liegen Schnaps- und Cola-Flaschen und Bierdosen rum — es ist eine Sauerei“, schildert der Neurather, der regelmäßig am See mit seinem Hund unterwegs ist. Was den Neurather zusätzlich verärgert: Wenig weiter stehen große Betonringe als Abfalleimer. In den Gebüschen seien Papierwindeln und Kondome zu finden, zudem werde Hausmüll entsorgt.

Willibert Müller, UWG-Politiker

Der viele Abfall schade auch der Tierwelt, betont Müller. „Einmal kam mir eine Chipstüte entgegengelaufen“, erzählt er. Des Rätsels Lösung: „Ein Igel hatte sich in der Tüte mit seinen Stacheln verfangen.“ Müller befreite das Tier. Dass es nicht ganz so schlimm am See aussehe, sei unter anderem dem Schneckenhaus-Team zu verdanken, das dort mittlerweile etwa jeden zweiten Tag Abfall aufsammele. „Auch Bürger machen dort sauber.“ Doch das reiche nicht. „Da muss eine grundsätzliche Lösung her“, fordert Müller. „Die Stadt tut schon viel, aber Ordnungsamt und Polizei sollten am See vermehrt kontrollieren. “

Nicht nur Müller macht solche Beobachtungen. Tobias Curdt nutzt das Naherholungsgebiet für Spaziergänge und stößt auf unerfreuliche Hinterlassenschaften. „Verbrannte Stellen auf dem Boden zeigen, wo offensichtlich ein Grill gestanden hat“, sagt er. Haufenweise ausgerauchte Kippen gehörten ebenso zum „üblichen Bild nach einem Sommerabend“ wie liegengelassenes Leergut oder Plastikmüll, erzählt der Grevenbroicher.

Müller macht zudem auf eine Gefahr aufmerksam. „Familien lassen ihre kleinen Kinder im See baden, während die Eltern am Ufer sitzen. Baden ist dort nicht nur verboten, sondern sehr gefährlich.“ Pensionär Curdt hat noch anderes beobachtet: „Manche paddeln mit Schlauchbooten über den See“, offensichtlich sogar bis an die Vogelschutzzonen. Dort leben Teichrohrsänger, Haubentaucher, Rohrammer und Zwergtaucher, sogar Rohrdommeln wurden gesichtet. Ein Grund, warum die Fauna sich so gut entwickelt hat, liegt in den Ruhezonen — rund ein Drittel der Uferbereiche ist für Menschen gesperrt. „Wenn Bootsfahrer so nah ranfahren, können Vögel aber nicht sicher brüten“, sagt Curdt. Im schlimmsten Fall würden Jungtiere verhungern. „Offensichtlich werden die städtischen Kontrollen nicht konsequent durchgeführt“, kritisiert er.

Stadtsprecher Stephan Renner betont, dass sowohl Grillen als auch Baden verboten ist. Zu schwimmen sei wegen gefährlicher Strömungen untersagt. „Außerdem differenzieren die Temperaturen in den einzelnen Wasserschichten bis zu zehn Grad“, weiß Renner. „Da verabschiedet sich schon mal der Kreislauf oder Muskeln verkrampfen.“ Das Badeverbot bestehe aber auch deshalb, weil brütende Tiere sonst verscheucht werden. Kontrollen gibt es laut Stadt durchaus. „Zu den Zeiten, an denen verstärkt mit Verstößen gegen das Grill-, Schwimm- und/oder Campingverbot am See zu rechnen ist, wird der Kontrolldruck erhöht“, erklärt Renner.

Viele Angesprochene würden leider mit Unverständnis reagieren. Im Umweltausschuss berichtete Brigitte Laurenz von den Stadtbetrieben, dass Umweltbeauftragter Norbert Wolf nach einem Hinweis zum See ausgerückt sei und Menschen auf ihr Verhalten angesprochen habe. „Einer wollte ihn angehen, zum Glück hatte er einen Hund dabei“,, sagte Laurenz.