Aufstellungsversammlung in Neuss CDU schickt 18 neue Kandidaten ins Rennen

Neuss. · CDU-Chef Jürgen Brautmeyer lobt die Aufstellung als eine „gute Mischung“ aus Erfahrung und Neulingen für die Kommunalwahl.

Auf Aushängen an den Eingangstüren zur Stadthalle war die erste Botschaft des Tages zu lesen, und die war nicht politisch. „Aus gegebenem Anlass: Lächeln statt Händedruck“, stand dort. Das Coronavirus war auch bei der CDU-Mitgliederversammlung am Samstag, 29. Februar, Thema. Zu Beginn des Tages nahmen 207 und im Verlauf schließlich 235 Stimmberechtigte zur Aufstellung der CDU-Bewerber für die Kommunalwahl am 13. September 2020 teil.

Neben der freundlichen Aufforderung auf den Aushängen standen auch Handspender mit Desinfektionsmittel zur Verfügung – schließlich soll es für die Christdemokraten mit voller Energie und Aufbruchstimmung in den Wahlkampf gehen, und nicht mit Gliederschmerzen und fiebrig. Seit Samstag steht die Mannschaft fest, die für die Neusser Christdemokraten in den nächsten Stadtrat und Kreistag einziehen soll. Knapp sieben Stunden hatte die Partei getagt.

Die Fraktion wird mit den neuen Kandidaten ihr Gesicht verändern

CDU-Chef Jürgen Brautmeier ist mit dem Mix zufrieden. „Wir haben eine gute Mischung aus neuen und gestandenen Kandidaten“, sagt er. Bürgermeisterkandidat Jan-Philipp Büchler stimmte seine Partei mit einer Rede auf den Wahlkampf ein. Die Fraktion wird ihr Gesicht deutlich verändern: 18 neue Kandidaten haben ihren Hut in den Ring geworfen, um einen der 29 Wahlkreise für die CDU zu holen, einige bekannte Christdemokraten ziehen sich zurück – darunter Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann und Waltraud Beyen. Das stand bereits vor der Versammlung fest.

In die Fußstapfen Koenemanns tritt zum Beispiel Natalie Goldkamp im Bezirk Innenstadt/Hammfeld. Die 30-Jährige – geboren in Neuss, aufgewachsen in Holzbüttgen – bringt Erfahrung als Stadtverordnete aus Kaarst mit. Von 2012 bis 2015 legte sie eine politische Pause wegen eines berufsbegleitenden Studiums ein, seit 2014 lebt sie in Neuss, inzwischen ist sie dort stellvertretende Vorsitzende der Partei. Auf der Versammlung bedankte sie sich bei Koenemann für die Unterstützung und betonte ihr Ziel für die Kommunalwahl: „Gemeinsam kämpfen, gemeinsam gewinnen.“

Sebastian Rosen erklärte seinen Rückzug aus dem Stadtrat

Aber es gab auch Entscheidungen über die Zukunft langjähriger Stadtverordneter, die erst seit dem Wochenende gewiss sind. Die erste machte bereits am Freitagabend zu vorgerückter Stunde die Runde. Sebastian Rosen, der im vergangenen Jahr noch sein Interesse an einer Kandidatur als CDU-Bürgermeisterkandidat bekundet hatte, sich allerdings nicht gegen Jan-Philipp Büchler durchsetzen konnte, erklärte seinen Rückzug aus dem Rat, und damit auch den Verzicht auf eine Kampfkandidatur gegen den früheren Further Schützenkönig Thomas Loebelt im Wahlkreis Weißenberg. „Nach über 20 Jahren engagierter Bürgerpolitik als ehrenamtliches Ratsmitglied für unsere Neusser CDU möchte ich mich ab der kommenden Wahlperiode anderen Herausforderungen widmen“, erklärt Rosen. Er sagte Thomas Loebelt seine Unterstützung zu. Die erwartete Kampfkandidatur blieb damit aus.

Eine solche suchte hingegen Karl Heinz Baum, Vorsitzender des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung. Fünfmal hat der 80-Jährige das Direktmandat im Wahlkreis Hoisten geholt – und hätte dies gerne auch ein sechstes Mal getan. Doch sein Heimats-Ortsverband hatte sich für einen Generationswechsel ausgesprochen und Sebastian Heckhausen (26) nominiert. Baum suchte sein Glück am Samstag in der Stadthalle in einer Kampfabstimmung – und verlor mit 27 zu 186 Stimmen. Die Enttäuschung war Baum auch am Tag danach anzumerken. „Wenn man nach 20-jähriger, aktiver und auch erfolgreicher Tätigkeit den Stuhl derart vor die Tür gesetzt bekommt, ist das ein Tiefschlag“, sagt er. Die Arbeit in der laufenden Legislaturperiode werde er zuverlässig zu Ende bringen: „Aber ich muss mir schon überlegen, wo ich in Zukunft dann politisch noch eine Heimat habe, beziehungsweise ob dies die CDU ist.“ Eine Kampfabstimmung zu verlieren, damit müsse man rechnen: „Aber so ein Ergebnis tut nach der jahrelangen Arbeit weh.“

Es gab zudem weitere Kampfkandidaturen. Für den Wahlkreis Gnadental setzte sich Stefan Müller gegen Jean Heidbüchel durch, in Grimlinghausen Bernd Ramakers gegen Stephan Hilgers. Darüber hinaus hat die Neusser CDU am Samstag ihre Kandidaten für die Wahlen zum Kreistag nominiert. Auch dabei gab es Kampfkandidaturen. Unter anderem setzte sich Stefan Arcularius, Kreisvorsitzender der MIT, gegen Herausforderer Sven-Joachim Otto als Kandidat für den Wahlkreis Gnadental/Erfttal durch.