Neuss: Der Papierkrieg hat ein Ende

Stadt startet elektronische Vergabe bei kommunalen Ausschreibungen.

Neuss. 350 Ausschreibungen für kommunale Aufträge gibt es im Jahr. Das entspricht rund 400 000 Blatt Papier, die bewegt werden müssen. Ab dem 1. Januar 2010 beginnt in Neuss jedoch eine neue Ära. Mit Einführung der elektronischen Vergabe können diese Vorgänge komplett im Internet erledigt werden.

"Es geht jetzt alles viel schneller und die Qualität ist bedeutend größer", wirbt Lothar Häck, Dezernent für Zentrale Verwaltung. Die Unterlagen können ohne vorherige Registrierung heruntergeladen und bei Bedarf ausgedruckt werden. "Farbige Bilder, ganze Leistungsverzeichnisse oder detaillierte Planskizzen sind für jeden Interessenteneinsehbar",so Häck.

Für einen Übergangszeitraum werden auch schriftliche Ausschreibungsunterlagen noch akzeptiert, "doch schon sehr bald wird die elektronische Vergabe Standard sein", warnt Häck Internet-Muffel davor, den Zug der Zeit zu verpassen. Auch Georg Ficke von der IHK Mittlerer Niederrhein lobt diese "kostengünstige Form der Entbürokratisierung", während Klaus Koralewski von der Kreishandwerkerschaft dafür plädiert, dass die Handhabung ohne den Zukauf teurer EDV-Programme möglich sein müsse.

Das wird wohl auch so sein, verspricht zumindest Bürgermeister Herbert Napp: "Es soll ausgeschlossen werden, dass die Unternehmen an den technischen Hürden einer Vergabeplattform scheitern." Daher habe die Stadt mit dem Ausschreibungsdienst Subreport auch eine Firma mit ins Boot geholt, die seit über 90 Jahren in der Branche erfolgreich arbeite.

Ralf Kriesemer von der Zentralen Vergabestelle der Stadt ist überzeugt davon, dass die Verwaltung jetzt bedeutend schneller das beste Angebot ermitteln und zeitnah Lieferdienste und Bauleistungen in Auftrag geben kann. "Durch den Postweg sind bisher bis zum eigentlichen Submissionstermin schnell mal neun Tage vergangen. Das entfällt jetzt."

Napp sichert unsicheren Unternehmern einen "angemessenen" Zeitraum zu, ihre Angebote weiter in Papierform einzureichen. "Aber natürlich geht die Reise ganz klar in Richtung verbindliche elektronische Vergabe."