Neuss: Ein sprechender Aufzug sagt die Haltestellen an

Das Rathaus wurde für rund 77.000 Euro behindertengerecht umgebaut.

Neuss. Ein Aufzug, der spricht, neue und besser lesbare Info-Schilder sowie eine Induktionsschleife für Träger von Hörgeräten im Ratssaal - das Rathaus hat eine wichtige Stufe bei der Errichtung einer "barrierefreien Stadtverwaltung" genommen.

Behinderte, aber auch ältere Menschen dürften in Zukunft bei Behördengängen schneller an ihr Ziel kommen. Die Investitionskosten belaufen sich auf rund 77.000 Euro.

"Das sind wir dem demographischen Wandel einfach schuldig", sagt Sozialdezernent Stefan Hahn, und Hans-Peter Oebel, Leiter des Sozialamtes, fügt hinzu: "Dieses Haus ist etwas verschachtelt gebaut, da benötigt man manchmal schon einen langen Atem. Jetzt werden die Wege vielleicht etwas kürzer."

Markanteste Neuerung ist der für knapp 15.000 Euro umgebaute Aufzug. Der kann sogar sprechen. "Eine Art Haltestellenansage gibt Auskunft über die jeweilige Etage, das Bedientableau enthält zudem alle Angaben auch in Brailleschrift, so dass blinde Besucher ihre gewünschte Etage ertasten können", erläutert Oebel.

Zudem seien die Bedienelemente auf Hüfthöhe angebracht, so dass auch Rollstuhlfahrer sie bequem erreichen könnten, fügt Sozialplanerin Andrea Schumacher hinzu. Eine ausziehbare Sitzgelegenheit dürfte Senioren die Fahrt erleichtern. Und: "Ein Spiegel hat den Effekt, dass der Aufzug größer wirkt - für Leute mit Platzangst", so Schumacher.

Um Trägern mit Hörgeräten das Verfolgen einer Sitzung im Ratssaal ohne akustischen Nachhall zu ermöglichen, wurde eine Induktionsschleife installiert, so dass diese Personen nicht länger Hintergrundgeräusche in der gleichen Tonstärke wahrnehmen wie den Wortbeitrag eines Redners.

Letztlich alle Rathaus-Besucher werden von der neuen, besser lesbaren Beschilderung profitieren. "Insbesondere natürlich ältere Menschen, deren Sehvermögen nachgelassen hat", so Oebel. Diese Investition hat mit 60.000 Euro den Löwenanteil der Kosten verschlungen.

Oebel sieht die Stadt jetzt auf einem guten Weg hin zu einer kompletten Barrierefreiheit. "Wir wollen nicht nur ein behindertengerechtes, sondern ein behindertenfreundliches Rathaus sein."