Neuss: Himmlische Theater-Träume im RLT

Die neue Spielzeit im Rheinischen Landestheater unter der neuen Intendantin Bettina Jahnke beginnt.

Neuss. Vorhang auf für die neue Spielzeit am Rheinischen Landestheater unter neuer Regie. Mit der Eröffnungspremiere "Wie im Himmel" von Kay Pollak in der Inszenierung der neuen Intendantin Bettina Jahnke geht es am Freitagabend los.

Jahnke hat die neue Spielzeit unter das Motto "Träumen!" gestellt. Erstmal ein Alptraum ist aber das, was dem Stardirigenten Daniel Daréus auf dem Höhepunkt seiner Karriere geschieht: Er bricht im Konzertsaal zusammen.

Er steigt aus, sagt alles ab, gerät - vermeintlich - in eine Lebenskrise. "Der Musiker fängt von Punkt 0 an wieder ein Mensch zu werden", schildert Jahnke den Neuanfang des in seinem Heimatdorf Gestrandeten. Dort kehren die Sehnsüchte des Künstlers als Leiter des Kirchenchores zurück...

"Der Abend lebt von den Schauspielern" erklärt Jahnke, die anders als ihre Vorgängerin Ulrike Schanko inszenierende Intendantin ist und gleich zum Auftakt offenbar persönliche Akzente setzen möchte. "Es handelt sich um feines psychologisches Theater", da gezeigt werden könne, wie sich die Menschen verändern.

Überraschung am Ende der Premiere: Der Chor des Quirinus-Münsters unter Leitung von Joachim Neugart, Schauspieler, Mitarbeiter des Hauses und die Gäste (?) stimmen Lieder des Stückes an. Schließlich heißt es im Untertitel: "Singen verändert das Leben."

Weiter geht es an Samstag mit der zweiten Premiere der neuen Spielzeit. Gezeigt wird "Die Verwirrung des Zöglings Törleß" von Robert Musil. Hierbei geht es um den Internat-Schüler Törleß, der sich - dem gruppendynamischen Prozess seiner Mitschüler ausgesetzt - in den Ritualen von Macht, Verführung, Begehren und erster Sexualität verstrickt. Als ein Kamerad, der sich in ihn verliebt hat, bei ihm Schutz vor den Sklavenspielen zweier anderer Mitschüler sucht, muss sich Törleß für eine Seite entscheiden.

"Das hat sehr viel mit dem Gewaltpotenzial an Schulen zu tun", erläutert die Dramaturgin Alexandra Jacob. "Und mit Mobbing."

Doch einer reflexartigen Antwort auf Jugendgewalt durch etablierte Bildungsmechanismen erteilt Marc Lunghuß eine Absage. "Vielleicht versagt Törleß ja, weil er sich genau dessen bedient." Womöglich ginge es ja darum, zu sagen: "Leg’ das Buch zur Seite." Die Antwort könne ja auch in der Kraft der Liebe, der Erwiderung der Zuneigung stecken, statt seinen besten Freund zu verraten.

Beendet wird der Eröffnungsreigen am Sonntag um 11 Uhr mit der Premiere von "Alle Kühe fliegen hoch" in der Inszenierung von Edda Klepp für Kinder ab 4 Jahren. Die Handlung: Vorder- und Hinterteil einer Kuh streiten sich ständig.

Als sich der Hintern auch noch in einen Vogel verliebt, gerät das natürliche Dasein völlig aus den Fugen. Vorder- und Hinterteil wollen sich trennen, der Vogel genießt es, den Streit voranzutreiben... Das Ganze wird musikalisch kindgerecht untermalt. Musiker Robin Jurmann: "Wenn andere Menschen sich einen Apfel vom Baum holen, so holen wir uns die Instrumente vom Baum."

“ Sonntag, 11 Uhr, Studio, "Alle Kühe fliegen hoch". Ausverkauft.

Weitere Vorstellungen und Kartenanfragen für alle Stücke: 2269933 oder im Internet:
www.rlt-neuss.de