Neuss: Kleine Sänger groß in Form

Projekt: Teilnehmer an „Jedem Kind seine Stimme“ geben Konzert im Zeughaus.

Neuss. Der kleine Tim braucht ziemlich lange, bis sich seine Aufregung gelegt hat. Noch auf dem Vorplatz des Zeughauses sprudelt er seine Erlebnisse heraus. Doch was er kurz zuvor erlebt hat, ist tatsächlich nichts Alltägliches.

Mehrere 100 Jungen und Mädchen aus den dritten Klassen der Grundschulen zeigten am Samstag im Zeughaus, dass Singen nicht nur Spaß machen kann, sondern auch ein tolles Gruppenerlebnis ist. Begeistert spendeten die Eltern und Großeltern Applaus, am Ende stehend.

Seit 2007 wird das Projekt "Jedem Kind seine Stimme" als Gemeinschaftskampagne des Landes, der Stadt Neuss und der Sparkassen-Stiftung an 23Grundschulen in Neuss angeboten. Regelmäßig besuchen Musikschullehrer die Klassen und studieren Stücke ein.

"In den vergangenen Jahren ist das gemeinsame Singen immer mehr in den Hintergrund getreten", erklärt Holger Müller von der Musikschule Neuss. Immer weniger werde in den Familien und in den Schulen gesungen, stattdessen die musikalische Unterhaltung zunehmend elektronischen Geräten überlassen. "Das ist ein Missstand, den wir mit diesem Projekt wenigstens etwas beheben wollen", so Müller. Denn regelmäßiges Singen bilde nicht nur die Stimme, sondern habe tatsächlich eine positive Wirkung auf das Gesamtbefinden. "Das ist auch gut in Fußballstadien zu erleben. Die Fangesänge sind nichts anderes als Anfeuern und Mutmachen", so Müller.

"Singen macht Spaß und singen tut gut, singen macht froh und singen macht Mut" heißt es denn auch in einem Stück, das die Schüler im Chor mit ihren Musikschullehrern darbieten. Nachdem die Lehrer mit ihren ausgebildeten Stimmen vorgesungen haben, klingt der Chor der Schüler noch energischer. Bei vielen Kindern ist ein Lächeln zu sehen: Der Funke ist übergesprungen.

Teik Poi Tan, der mit großem Engagement und ausschweifenden Gesten den Chor der vielen hellen Stimmen dirigiert, hat ein buntes Programm ausgesucht, das nicht nur aus deutschsprachigen Kinderliedern besteht. So singen die Kleinen - unterstützt von Norbert Braun am Flügel und Jochen Büttner an den Congas-auch mühelos die Indianersage vom fliegenden Adler auf Englisch oder ein Frühlingslied auf Japanisch, sie klatschen zu Sambarhythmen und spüren dabei: Die Worte sind beim Singen eigentlich Nebensache. Im Vordergrund steht die Sprache der Musik. Müller: "Damit es nicht bei dem einen Erfolgserlebnis bleibt, ist daran gedacht, mit den Schülern eine CD aufzunehmen." Doch dazu, räumt er ein, müssten noch einige Spenden gesammelt werden.

Der ausgelassene Nachmittag im Zeughaus hielt noch mehr Überraschungen bereit: "Wir erleben eine Weltneuheit, ein noch nie gezeigtes Verbotsschild", hatte Holger Müller zu Beginn des Konzerts versprochen. Zwei Seiten zeigte das neue Schild: Die eine zeigte ein durchgestrichenes Handy, die andere -eine durchgestrichene Vuvuzela.