Lachgas-Kartuschen in Neuss gefunden „Modedroge“ Lachgas ist auf dem Vormarsch

Neuss · Der Biologe Andreas Alberts warnt vor einem gefährlichen Lachgas-Trend – der nun offenbar Neuss erreicht hat. Was macht das Einatmen des für kurze Zeit berauschenden Stoffes so gefährlich?

Der Neusser Biologe Andreas Alberts mit Lachgas-Kartuschen, die er im Hafenpark gefunden hat.

Foto: Andreas Woitschützke

(jasi) Dass Andreas Alberts bei seinen Spaziergängen durch die Innenstadt Joint-Stummel, leere Cannabis-Tütchen und manchmal sogar gebrauchte Spritzen findet, ist für den Neusser mittlerweile kein Erlebnis mehr mit Seltenheitswert. Doch was der Biologe in den vergangenen Wochen immer wieder auf Spielplätzen und neben Sitzbänken – zum Beispiel am Hafenpark – findet, ist außergewöhnlich: Leere Gaskartuschen und Luftballons lassen nicht etwa den Schluss zu, dass dort eine Geburtstagsparty gefeiert wurde – vielmehr befürchtet Alberts, dass es sich dabei um einen gefährlichen Trend handelt. Lachgas ist offenbar als Droge auf dem Vormarsch. Meist wird es auf Partys als Schnüffelstoff – etwa durch einen Ballon – konsumiert. Dann „tritt nach wenigen Sekunden ein Rausch ein, bei dem schwache Halluzinationen, Wärme- und Glücksgefühle empfunden werden“, heißt es dazu bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Meist verfliegt die Wirkung nach wenigen Minuten. Das Problem: Das Gas – zum Beispiel in Kartuschen für Sahnespender – ist äußerst leicht verfügbar und relativ günstig.

In anderen Ländern bereitet der Stoff bereits große Probleme. Bei jungen Niederländern, so betont Andreas Alberts, ist Lachgas hinter Cannabis und Ecstasy die am häufigsten konsumierte Droge und nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Den Haag die bei Schülern sogar meist konsumierte Droge. Zudem gebe es immer mehr schwere Verkehrsunfälle, bei denen die Fahrer Lachgas inhaliert hatten. Der Missbrauch von Lachgas habe in den Niederlanden zu Hunderten Unfällen geführt und viele Menschen das Leben gekostet. Allein in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 habe das zur Gruppe der Stickoxide gehörende Gas bei Verkehrsunfällen mit 21 Toten eine Rolle gespielt. Von Anfang 2019 bis Ende 2021 kamen in den Niederlanden bei derartigen Unfällen 63 Menschen ums Leben.

Auch die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen (EMCDDA) sieht Lachgas als Partydroge auf dem Vormarsch. Die EU-Behörde blickt laut einem Bericht im Ärzteblatt daher mit Sorge auf aktuelle Fallstudien, die auf einen steigenden Konsum vor allem bei jungen Menschen hinweisen. Die Niederlande haben bereits reagiert und Lachgas seit dieem Jahr auf die Liste verbotener Rauschmittel gesetzt (die Ausnahme sind medizinische und technische Nutzungszwecke).