Neuss: Startschuss für „Neuss barrierefrei“

Kooperation: Neuss will nicht länger auf das Land warten und setzt stattdessen in Eigenregie auf das Berliner Modell.

Neuss. Anfang des Jahres haben die Mitglieder des Sozialausschusses beschlossen, eine beispielhafte Aktion der Stadt Berlin zu übernehmen. Dabei geht es schwerpunktmäßig um die Kennzeichnung barrierefreier und somit behindertenfreundlicher Gebäude.

Seitdem basteln Mitglieder eines runden Tischs mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und von Behindertenverbänden an einem Konzept für Neuss. "Die Sache ist etwas ins Stocken geraten, weil die Landesregierung parallel ein vergleichbares Projekt initiiert hat. Wir sind in Neuss aber schon weiter und haben jetzt beschlossen, nicht mehr länger zu warten", erklärt Sozialdezernent Stefan Hahn.

Nach dem Berliner Vorbild sollen in Kürze nicht nur öffentliche Einrichtungen wie Rathaus oder die Bürgerbüros mit einem von außen deutlich sichtbaren Aufkleber "Neuss barrierefrei" versehen werden. Auch die Besitzer privater Gebäude mit Publikumsverkehr können sich bei der Stadt bewerben.

"Fachleute werden dann Begehungen durchführen und mit den Einzelhändlern oder Gastronomen bereden, wie ein Umbau aussehen könnte. Bei manchem ist vielleicht nur ganz wenig nötig, bei anderen würde der finanzielle Aufwand womöglich Grenzen sprengen", schildert Hahn den Ablauf.

Ihm gehe es bei der Aktion gar nicht um die strikte Einhaltung anspruchsvoller DIN-Normen, sondern um pragmatische Lösungen für Menschen, deren Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. "Dabei kann eine Standardisierung, also in diesem Fall ein einheitliches Logo, sehr hilfreich sein", betont der Dezernent.

Hahn hofft nicht nur auf eine große Resonanz bei den infrage kommenden Geschäftsleuten in Neuss, sondern plant darüber hinaus, mit dem Berliner Modell auch in umliegenden Städten zu werben. "Ein breit angelegtes System, an dem sich möglichst viele Kommunen beteiligen, macht einfach Sinn."

Damit die Initiatoren von "Neuss barrierefrei" wussten, worüber sie entscheiden wollten, haben sie in einer Schulung die Situation eines behinderten Menschen nachempfunden. Dort versuchten sie, sich im Rollstuhl über Straßen und durch Gebäude zu bewegen oder sich trotz abgedunkelter Brillen zurechtzufinden.