Neuss: Treffpunkt vieler Kulturen
Veranstaltung: Die Besucher des Frühlingsfestes konnten jede Menge über die Lebensarten anderer Länder erfahren.
Neuss. Die Mitglieder der spanischen Band "Quasi Samba" hauen auf ihre Trommeln, dass es nur so kracht - und der Einsatz lohnt sich: Das Publikum wird von den spanischen Klängen mitgerissen und so mancher Zuhörer lässt zum Rhythmus der Trommeln sogar spontan die Hüften kreisen.
Multikulturell ging es am Samstag in Neuss zu. Grund war allerdings nicht die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika, sondern das "Frühlingsfest der Kulturen". Auf dem Markt und am Freithof trafen sich Menschen aus zahlreichen Ländern, um Erfahrungen auszutauschen und miteinander zu feiern.
Im vergangenen Jahr fand die Veranstaltung erstmals auf dem Markt statt. Bisher gab es schon ähnliche Feste in einem kleineren Rahmen, etwa am Meererhof. "Aber wir haben uns gedacht, dass man ein solches Fest mehr in den Mittelpunkt rücken sollte. So wird die Vielfalt der Kulturen in der Stadt noch besser deutlich gemacht", sagte Sozialdezernent Stefan Hahn.
Nach der erfolgreichen Premiere des Frühlingsfestes im vergangenen Jahr, hatte sich nun die Anzahl der Stände von 14 auf 29 erhöht. Beste Voraussetzungen also, dass das Fest künftig zu einer festen Institution im Neusser Stadtkalender wird.
"Eine gute Idee", sagt Orhan Yilmaz. Der 31-jährige Türke lebt seit seinem vierten Lebensjahr in Deutschland und hat mittlerweile selbst eine Familie. Er sieht sich als Teil der deutschen Gesellschaft und ist froh, dass seine Kinder in Deutschland aufwachsen: "Wir fahren trotzdem ein-, zweimal im Jahr in die Türkei, weil ich möchte, dass meine Kinder auch sehen, wo ihre Eltern und Großeltern herkommen."
Wurzeln - dieses Thema beschäftigt auch Zeljka Schanaki von der kroatischen Frauengruppe DORA. Sie lebt seit 22Jahren in Düsseldorf. Obwohl sie sich selbst als "gut integriert" bezeichnet, wünscht sie sich für die Zukunft, "dass die Politik noch etwas mehr für die Menschen tut, die gerne hier leben und sich einfügen wollen." Stichwort: doppelte Staatsbürgerschaft. "Wir leben hier und wir lieben Deutschland, aber Kroatien ist und bleibt unsere Heimat", sagt sie.
Neben dem bunten Schauprogramm konnte sich auch das kulinarische Angebot sehen lassen. Fisch aus Portugal, Schinken aus Kroatien oder türkische Börek: Für jeden Geschmack war etwas dabei. Auf dem "Markt der Möglichkeiten" konnte jeder Besucher Näheres über fremde Kulturen und Lebensarten erfahren. Außerdem informierten Vereine, Verbände und Initiativen rund um das Thema Integration.
So ganz ohne Fußball ging es dann aber doch nicht. Am Menschenkicker konnten sich die jungen Wilden austoben. Ballack gegen Messi oder Lahm gegen Henry: Wer dann noch Puste hatte, eilte zur Panini-Tauschbörse und feilschte mit anderen Fußballfans um die Bilder der Topspieler der WM. Unpassend war’s nicht, schließlich galt Fußball schon immer als praktizierte Völkerverständigung. Und genau das soll auch in Zukunft eines der Hauptziele des Frühlingsfestes bleiben.