Neuss: Tumore werden ausgehungert
Neue Methode schneidet gutartigen Myomen in der Gebärmutter das Blut ab.
Neuss. Fast jede zweite Frau über 35 Jahren hat Uterusmyome: Diese gutartigen Tumore in der Gebärmutter lösen in 10 bis 20 Prozent Beschwerden wie Blutungen oder starke Schmerzen aus. Im Johanna-Etienne-Krankenhaus wird jetzt - einzigartig im Kreis - gegen diese Tumore eine neue schonende Methode angewandt. Bei der Katheterembolisation wird dem Tumor die Blutzufuhr abgeschnitten; er verödet.
Entwickelt wurde die Methode in den USA, seit 2002 wird sie in Deutschland angewandt. Entscheidend dabei: eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit von Gynäkologen und Radiologen. Die ist am Etienne nicht zuletzt durch das Brustzentrum bereits erprobt.
Nach dem Befund, den die Gynäkologen liefern, sind die Radiologen gefragt. Privat-Dozent Dr. Gerhard Schmid, Chefarzt der Radiologie, erläutert das Verfahren: Über die Beckenarterie wird der millimeter dünne Katheter bis zur Uterusarterie vorgeschoben. Über den Katheter spritzt der Arzt dann winzigkleine Kügelchen. Diese Partikel verstopfen die Gefäße, die unmittelbar zum Myom führen: Der gutartige Tumor, der von starker Blutzufuhr lebt, wird quasi ausgehungert und schrumpft in den nächsten drei bis sechs Monaten.
Für den Radiologen wie auch für Dr. Ludwig Gleumes, Chefarzt des Gynäkologie, sind die Vorzüge dieses Verfahrens groß. Keine Vollnarkose, keine Operation, die Gebärmutter bleibt erhalten, nach drei Tagen kann die Frau das Krankenhaus verlassen. Leichte Schmerzen können nach dem Eingriff auftreten, Krämpfe oder Übelkeit.
Dagegen rüsten die Anästhesisten im Etienne die Patientinnen mit einer kleinen PCA-Pumpe aus, die eine Schmerztherapie in Eigenregie ermöglicht. Falls diese Schmerzen auftreten, seien sie nach den drei Klinik-Tagen abgeklungen, versichert Dr. Gleumes.
Die neue Methode ersetze nicht die bisher üblichen Verfahren wie die deutlich seltener als früher angewandte Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) oder die Laparoskopie, bei der die Gebärmutter erhalten werden kann. Es gehe vielmehr um eine Ergänzung, so die Ärzte. Gleumes und Schmid sowie ihre Mitstreiter sind jedenfalls überzeugt, dass sich die "intraarterielle Transkatheterembolisation" als Therapie von Uterusmyomen als risikoarme, sichere und effektive Alternative durchsetzen wird.
Zu der neuen Methode bietet das Johanna-Etienne-Krankenhaus am Freitag dieser Woche ein Info-Telefon an: Von 14 bis 15 Uhr beantworten die Experten unter Telefon 02131/52 955 002 Fragen..