„Rau hat Grevenbroich geprägt“
Foto-Schau im Museum Villa Erckens zeigt das Leben des SPD-Politikers.
Grevenbroich. NRW-Ministerpräsident und Bundespräsident, bürgerlicher Christ und Sozialdemokrat - all das und vieles mehr war Johannes Rau. Seit Montag zeigt eine Foto-Ausstellung im Museum den politischen, aber auch den privaten Lebensweg des SPD-Politikers. "Das Leben menschlicher machen" lautet der Titel der Schau, die zuvor im Berliner Willy-Brandt-Haus und im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets (Bochum) zu sehen war.
Zusammengestellt wurde sie vom Freundeskreis Willy-Brandt-Haus und der Bonner Friedrich Ebert-Stiftung. Unterstützung kam vom Spiegel-Bildarchiv sowie von Raus Witwe Christina. 1931 als Sohn eines Kaufmanns und Blaukreuzler-Predigers in Wuppertal-Barmen geboren, arbeitete Johannes Rau zunächst als Verlagsbuchhändler.
1957 wurde er Mitglied der SPD und schon im folgenden Jahr Landtagsabgeordneter. Bis 1999 sollte Rau dem Landtag angehören. Von 1970 bis 1978 war er Wissenschaftsminister, anschließend 20 Jahre lang Ministerpräsident in NRW. Von 1999 bis 2004 bekleidete er das Amt des Bundespräsidenten. Anfang 2006 verstarb Johannes Rau in Berlin.
Das Kommunikationstalent Rau erkennt SPD-Bürgermeisterkandidat Bernhard Pollmeyer auch auf den ausgestellten Bildern wieder: "Er ließ sich auf andere Menschen ein wie kein Zweiter. Aber er war kein Kumpeltyp, sondern achtete darauf, dass er niemandem zu nahe rückte", meint Pollmeyer.
Und er hat mit dem Ja zu Garzweiler II viel für Grevenbroich getan, ist Rainer Thiel überzeugt. Der Geschäftsführer der SPD Rhein-Kreis Neuss erinnert sich gern an Raus Besuch in der Stadt Mitte der 90er. Fast 1000 Zuhörer waren auf den Dorfplatz im Montanushof gekommen, um den damaligen NRW-Ministerpräsidenten zum umstrittenen Thema Tagebau zu hören.
Seine Parole war kurz und bündig: "Halt Pohl!", auf hochdeutsch: "Wir haben zugesagt, dass der Tagebau kommt, und wir stehen dazu." "Damit prägt er das Leben in der Stadt bis heute", resümiert der Politiker.
An eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten erinnerte sich Fritz Behrens, früherer NRW-Justiziminister und Weggefährte Raus, in seiner Einführung am Montag.
An den Autodidakten, der nie studiert hatte, aber stolz war auf seine Sammlung von Ehrendoktor-Hüten, den Landesvater, der sämtliche Kommafehler seiner Mitarbeiter rot anstrich und bei aktuellen Fragen auch gern mit einem Bibelzitat antwortete, Erbe seines christlich geprägten Elternhauses.
Die Ausstellung ist bis 4. Januar 2009 im Museum auf der Erckens-Insel zu sehen. Öffnungszeiten Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag jeweils 10-17 Uhr.