Neuss: „Wir stoßen finanziell an Grenzen“

Die siebte Tour de Neuss startet am 30. Juli mit bewährten Fahrern wie Zabel, Fothen oder Voigt.

Neuss. Zweifel daran, dass die Tour de Neuss auch nach dem Tod von Friedhelm Hamacher eine Fortsetzung finden würde, hat es nie gegeben: Das bekräftigt Stephan Hilgers, der von dem langjährigen Präsidenten den Vorsitz des Neusser Radfahrer-Vereins übernommen hat.

Und so wird am kommenden Mittwoch die siebte Auflage des Rundstreckenrennens mit der Kaiser-Friedrich-Straße als zentralem Anlaufpunkt in bewährter Form durchgeführt. "Wir wollten so wenig wie möglich an dem Konzept ändern", erklärt Geschäftsführer Uwe Pommer für den Veranstalter.

Finanziell auf Rosen gebettet sei man ohnehin nicht, "dennoch befinden wir uns im grünen Bereich", sagt Kassierer Rudi Hahne. "Wir haben einige Geldgeber verloren, aber auch neue hin zugewon nen." Größere Sponsoren seien sogar bereit gewesen, noch etwas dazuzulegen, und auch die Fahrer hätten zum Teil Abstriche in Kauf genommen.

Das (Un-)Wort Doping wurde bei der Pressekonferenz am Dienstag zwar bewusst ausgespart. Doch es liegt auf der Hand, dass es rührig bemühten Kleinvereinen trotz aller Bemühungen, die Problematik international in den Griff zu bekommen, zunehmend schwer fällt, möglichen Sponsoren hochkarätige Radrennen mit Profi-Pedaleuren schmackhaft zu machen.

Die Vertragsverhandlungen mit den Fahrern seien dagegen schnell erledigt gewesen, so der Sportliche Leiter Andreas Kappes. Bis auf eine Ausnahme: "Wenn Frank Schleck im Gelben Trikot nach Paris fährt, ist er für uns natürlich nicht mehr zu bezahlen."

Der Luxemburger, zuvor allenfalls Insidern bekannt, weiß seine durch die Tour de France neu gewonnene Popularität offenbar schnell auszunutzen und pokert um seine Antrittsprämie. "Wir stoßen aber jetzt schon finanziell an Grenzen und sind nicht in der Lage, alle Vorstellungen von Schleck zu erfüllen", stellt Hilgers unmissverständlich klar.

Demnach müssen die Zuschauer wohl mit jenen namhaften Fahrern Vorlieb nehmen, die der Tour de Neuss auch in den vergangenen Jahren ihren Stempel aufgedrückt haben - wie Erik Zabel, Robert Förster, Markus Fothen oder Jens Voigt. Und genau aus diesem Sieger-Quartett komme auch der Favorit 2008, spekuliert Kappes: "Ich glaube, dieses Jahr wird zum ersten Mal ein Fahrer in Neuss seinen zweiten Sieg feiern können." Allenfalls dem gerade noch auf den Olympiazug gesprungenen Gerald Ciolek traut er zu, in diese Phalanx einzubrechen.

Andreas Beikirch hat die Tour-Premiere 2002 gewonnen. Zum alten Eisen zugehörig fühlt sich der geborene Kaarster jedoch noch lange nicht: "Bei so einem Heimatrennen bin ich immer heiß. Ich will hier gewinnen." Beikirch hat zudem noch einen Geheimtipp: André Greipel, "denn der kommt schnell um die Kurven rum".

Einen Fahrer werden die Neusser vermissen: Vorjahressieger Uwe Wegmann, der sich ganz auf die Olympischen Spiele konzentrieren wolle, erklärt Kappes.