Mordfall: Ballerspiele rund um die Uhr

Der geständige Schüler Christoph T. (15) hat nach Angaben seines Anwalts jeden Bezug zur Realität verloren, als er auf Valerie einstach.

Grevenbroich/Mönchengladbach. Es ist eine unglaubliche Tat: Am 2. Dezember 2007 soll der 15-jährige Hauptschüler Christoph T. seine gleichaltrige Freundin Valerie M. mit Messerstichen getötet haben, weil sie sich von ihm trennen wollte - nach zwei Wochen großer Schüler-Liebe.

Zu Beginn des Mordprozesses vor dem Mönchengladbacher Landgericht, bei dem die Öffentlichkeit ausgeschlossen war, hat der 15-Jährige gestern ein umfassendes Geständnis abgelegt. Prozessbeobachter sprechen davon, dass selbst hartgesottenen Juristen kalte Schauer über den Rücken liefen, als sie Einblicke in die Welt des Hauptschülers bekamen.

Er habe Angst davor gehabt, ein Leben "ohne seine Valerie zu führen", sagt sein Verteidiger Lutz Bartsch. Nach Angaben des Verteidigers hatte sich der Junge in den vergangenen Jahren in die Welt gewalttätiger Videospiele wie "Grand Theft Auto" zurückgezogen.

"Er hat nur mit Ballerspielen gelebt", sagt Bartsch gegenüber der WZ. Bis zu 13 Stunden am Tag habe er vor dem Rechner verbracht. "Er konnte nicht mehr unterscheiden, was real ist." Zur Schule ging er schon ein Jahr nicht mehr. Sein Anwalt ist ratlos, warum weder Schulbehörde noch Jugendamt reagierten.

Valerie sei sein Tor zur realen Welt gewesen. Bartsch beschreibt den Schüler als "Alien, als einen Menschen ohne jede Fähigkeit, Gefühle zu zeigen".

Nur stockend kommen die Aussagen des Angeklagten, immer wieder muss der Richter nachfragen, ihn gerade zu ermuntern, weiter zu sprechen. "Doch auch hier hat er keine Regung gezeigt", so Bartsch. Nicht mal, als Valeries Mutter, die den Prozess als Nebenklägerin verfolgt, weinend aus dem Gerichtssaal geführt werden muss.

"Mein Mandant ist auch Opfer", sagt Bartsch. "Opfer dieser verdammten Videospiele." Das Gericht will sich daher morgen, wenn der Prozess fortgesetzt wird, solche Ballerspiele anschauen. Christoph sagte gestern, dass er Valerie gebeten habe, sich im Partykeller seiner Eltern auf eine Trainingsmatte zu legen, weil er eine Überraschung für sie habe. Dabei habe er dem Mädchen die Augen verbunden, dann das Messer gezückt und zugestochen.

Der Anwalt der Eltern des Opfers, Axel Voos, sagte: "Wir sind erleichtert über das Geständnis. Valeries Familie hat sich vollkommen zurückgezogen. Ihr normales Leben hat aufgehört zu existieren." Nach Jugendstrafrecht erwarten den Schüler bei einem Mord-Urteil bis zu zehn Jahre Haft.