Kaarst: Leinenzwang wird missachtet

Viele Besitzer lassen ihre Tiere trotz Verbots frei laufen. Braucht Kaarst eine Hundewiese?

Kaarst. Die Meinungen der Hundebesitzer in Kaarst sind gespalten. Auf der einen Seite gibt es viele, die sich eine Freilauffläche für ihre Tiere wünschen. Andere genießen die momentane "Freiheit". "Kaarst braucht keine Hundewiese", sagt eine Hundehalterin, die am Montag ihr Tier im Rathauspark ausführte. "Ich lasse meinen Hund immer frei laufen. Das interessiert doch keinen."

Zwar sind im Stadtgebiet die Hunde an der Leine zu führen, doch viele halten sich nicht daran. Grund dafür ist auch, dass die Bußgeldgefahr gering ist: Denn die Anleinpflicht sei rechtswidrig, sagt Christoph Gaumitz, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Er gehe auch mal mit Hund und ohne Leine joggen. Doch: "Die Situation ist unbefriedigend", sagt Gaumitz. "Wir sind dafür, dass es in jedem Ortsteil eine Fläche in erreichbarer Nähe geben sollte."

Zentralität ist auch für Simone Miljanovic wichtig. Die Hundebesitzerin ist für eine Hundewiese: "Ich finde es nicht ok, dass es keine geeignete Fläche gibt", sagt sie. "Bei kleinen Hunden ist das vielleicht nicht so ein Problem, aber große brauchen den Auslauf." Doch die Lage müsse stimmen, weit rausfahren würde sie nicht. "Sie müsste relativ zentral sein."

Auch Jörg-Peter Sajovitz, der mit seinem Riesenschnauzer in der Nähe des Klärwerks spazieren geht, würde eine Hundewiese generell unterstützen. "Mein Hund ist zwölf, der kann sich nicht mehr richtig austoben. Doch für Welpen ist das schon wichtig."

Seit fast anderthalb Jahren sucht der Arbeitskreis Hundeauslaufwiesen nach geeigneten Freiflächen für Hunde. Im Moment stehen einige in der engeren Auswahl und werden von der Stadtverwaltung überprüft. Warum das so viel Zeit in Anspruch nimmt, fasst CDU-Pressesprecher Hans Georg Schröder zusammen: "Es gibt Rahmenbedingungen, die geprüft werden müssen, und viele Interessen, die abgewogen werden müssen."

Die Politik warte nun auf eine Vorlage der Verwaltung. "Mir ist es lieber, eine dauerhafte Auslauffläche zu finden, die alle Interessen berücksichtigt, als einen Schnellschuss zu produzieren", sagt Schröder.

Für Stadtratsmitglied Josef Karis (Zentrum) liegt das Problem bei der Stadtverwaltung: "Die sollen aufhören zu reden und endlich handeln. Es ist unverständlich, dass da noch nichts passiert ist." Seine Partei habe schon mehrfach angeboten, eine Grünfläche hinter dem Vierbrockhaus in Holzbüttgen zu pachten, zu umzäunen und kostenlos zur Verfügung zu stellen. "Wir wollen nur, dass die Stadt sich was zur Haftungsfrage überlegt", so Karis.

Ordnungsamtsleiterin und Vorsitzende des Arbeitskreises Hundeauslaufwiesen Brigitte Kaulen weiß hingegen nichts von einem solchen Angebot: "Wenn Herr Karis uns sagt, um welche Wiese es sich handelt, dann nehmen wir die Anregung gerne an und werden sie wie die anderen Flächen überprüfen."