Neuss: Zurück in die Vergangenheit
Fest: Gaukler, Kultautos, Meisterdiebe – Geschichte mal anders.
Neuss. Viele großformatige Fotos zeigten am Samstag die Neusser Innenstadt zu längst vergangenen Jahren. Doch die Besucher wurden nicht nur durch Bilder in die Vergangenheit versetzt. Sie wurde ihnen erlebbar vorgeführt. Zum zweiten Mal fand das historische Stadtfest "Zeitsprünge" statt.
Auch wenn es der heißeste Tag des Jahres war, hatte sich Annette vom Hagen ein schwarzes, hoch zugeknöpftes Kleid angezogen. Vor der Sonne schützte sie ihren Kopf mit einem Schirm. Sie gehörte mit neun weiteren Frauen zu einer Gruppe, die in historischen Kostümen durch die Innenstadt flanierte. "Wir repräsentieren viele Epochen, unter anderem Mittelalter, Renaissance, Tudorzeit und Biedermeier", erklärte Susanne Lüpertz.
Sie wurde von Neuss Marketing angesprochen, ob sie nicht eine Kostümgruppe zusammenstellen wolle. Die Kleider sind geliehen und selbst genäht - ein echter Blickfang beim Stadtfest.
Insbesondere vor historischen Gebäuden wie dem Zeughaus oder dem Quirinus-Münster wollten Passanten ein Foto schießen. "Es ist ein großer Spaß für uns und wir hoffen, nächstes Jahr wieder mitmachen zu dürfen", sagte Lüpertz.
Ein anderes Andenken vom Stadtfest bot Ralf H. Althoff an. Er prägte Münzen aus Silber und Zinn. "Sie zeigt auf der einen Seite das Quirinus-Münster, auf der anderen den Adler einer Neusser Münze aus dem 15. Jahrhundert", so Althoff, stellvertretender Direktor des Kultur- und Stadthistorischen Museums Duisburg. Für die Prägung nutzte er einen 120 Jahre alten Fallhammer.
Während ein Mitglied von Raumschiff Enterprise auf seinem Segway im Zeitsprung in ein noch entferntes Jahrtausend ansetzte, versetzten Gaukler, die Obertorbläser oder ein Corso des Kultautos Fiat 500 die Zuschauer in die Vergangenheit. Kinder der Kreuzschule sangen das Lied des Fetzers, dem berüchtigtsten Dieb der Neusser Geschichte.
Mit 18 Jahren klaute er 1796 das Neusser Ratssilber aus dem Rathaus. Sein Husarenstück stellten drei Kletterer des Neusser Skihalle dar. Sie seilten sich vom Dach ab und überwältigten die Wachen. Erst bei ihrer Flucht über das Dach konnten sie überwältigt werden.