Neusser soll Baby fast zu Tode geschüttelt haben
Neuss. Der Fall ist erschütternd: Weil er die kleine Tochter seiner Lebensgefährtin geschüttelt und beinahe getötet haben soll, muss sich ein 23-jähriger Neusser vom 5. Oktober an vor dem Düsseldorfer Landgericht verantworten.
Die Staatsanwaltschaft hat ihn wegen versuchten Totschlags angeklagt. Der Fall hatte sich schon Mitte März ereignet, die Polizei bislang nicht darüber berichtet. Es sind fünf Verhandlungstage angesetzt.
Das Familiendrama hatte sich in einer Wohnung an der Nierenhofstraße in Reuschenberg abgespielt. Peter S. (Name geändert) soll mit der viereinhalb Monate alten Tochter seiner Lebensgefährtin vormittags allein in der gemeinsamen Wohnung gewesen sein. „Die Anklage wirft S. vor, die kleine Joyce geschüttelt zu haben“, heißt es in den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft. „Als Grund wird Überforderung angenommen.“
Das mehrfach heftige Schütteln soll bei dem Kleinkind ein so genanntes „Schütteltrauma“ ausgelöst haben. Verbunden damit waren laut Untersuchungsbericht der behandelnden Ärzte beidseitige Blutungen unter der Hirnhaut und fleckenförmige Netzhautblutungen. Das Baby schwebte entsprechend in akuter Lebensgefahr, erst mehrfache neurochirurgische Eingriffe konnten diese Gefahr bannen.
Laut Anklage soll Peter S. seine Freundin bei ihrer Rückkehr nicht über seine Misshandlung informiert haben. Entsprechend wurden die schweren Verletzungen des Kindes auch erst später und im Laufe der ärztlichen Untersuchungen festgestellt. Ob es Spätfolgen geben wird, soll im Prozess gutachterlich geklärt werden.
Inzwischen hat Peter S. die Vorwürfe eingeräumt und ein Geständnis abgelegt. Im Prozess am Düsseldorfer Landgericht muss der 23-Jährige mit bis zu 15 Jahren Haft rechnen. Das Verfahren vor der Strafkammer beginnt am 5. Oktober um 9.30 Uhr. Mit der Verkündung des Urteils ist nicht vor dem 22. November zu rechnen.