NRV lockt Stars der Tour nach Neuss
Die Tour de Neuss steigt am 29. Juli bereits zum 14. Mal. Prominente Namen wie André Greipel und Tony Martin haben sie schon gewonnen.
Für Stephan Hilgers ist es ein guter Brauch. Jahr für Jahr reist der Vorsitzende des Neusser Radfahrervereins zur Tour de France. Von seinem Ausflug ins belgische Huy brachte er die Erkenntnis mit: „Es war einmal mehr eindrucksvoll.“ Und den Wunsch: „Es wäre schön, wenn wir ein ein wenig von dieser Begeisterung nach Neuss tragen könnten.“ Dort steht am 29. Juli auf dem bewährten Rundkurs die 14. Auflage der „Tour de Neuss“ auf dem Programm. Beileibe keine Selbstverständlichkeit, wie Stephan Hilgers deutlich macht.
Herr Hilgers, der deutsche Radsport scheint das Tal der Tränen durchschritten zu haben. Die ARD überträgt wieder täglich von der Tour de France, die drei deutschen Etappensiege durch André Greipel und Tony Martin haben den Radsport wieder auf die Tagesordnung gebracht. Was erhoffen Sie sich davon für die Tour de Neuss?
Stephan Hilgers: Erst einmal erhoffe ich mir, dass in Deutschland insgesamt wieder mehr Radsportbegeisterung einkehrt. Ich komme ja gerade von der Tour de France und habe im Etappenziel im belgischen Huy erlebt, was da los war. Da fragt man sich schon, warum es in Deutschland solche Volksfeste rund um den Radsport nicht mehr gibt.
In Neuss gibt es das weiterhin. Wie schaffen Sie und Ihre Mitstreiter im kleinen Neusser Radfahrerverein es, dass die „kleine Tour“ in drei Wochen zum 14. Mal ausgetragen wird.
Hilgers: Wir schaffen das, weil unsere langjährigen Sponsoren weiter treu zu uns stehen, allen voran unser Namenssponsor SKg oder die Sparkasse. Wir schaffen das aber vor allem, weil wir von Anfang an darauf gesetzt haben, mit vielen kleinen Sponsoren zusammen zu arbeiten, die hier mal eine Anzeige schalten, da ein Banner aufhängen oder das Patronat für einen Fahrer übernehmen — und das alles für Beträge, die nicht mal vierstellig sind.
Andere Veranstalter setzen da eher auf zwei, drei große Sponsoren.
Hilgers: Und müssen dann ihr Rennen absagen, wenn sich einer von denen zurückzieht. Schauen Sie sich doch an, wie viele Rennen in den ersten Tagen nach der Tour de France es in Deutschland noch gibt.
Der Etat für die 14. Auflage ist also gesichert?
Hilgers: Der Etat steht, und er bewegt sich auf dem Niveau der vergangenen zwei Jahre — was heutzutage schon ein Erfolg ist.
Das bedeutet, dass sich auch das sportliche Niveau in diesem Rahmen bewegen wird. Etappensieger wie André Greipel und Tony Martin, die beide schon die Tour de Neuss gewonnen haben, werden Sie sich deshalb kaum leisten können.
Hilgers: Natürlich hätten wir einen oder sogar beide gerne wieder am Start. Unser Sportlicher Leiter Andreas Kappes ist mit ihnen und anderen Fahrern auch im Gespräch, ich denke, ein halbes Dutzend Tour-de-France-Starter werden wir wieder dabei haben. Ob Greipel und Martin dazugehören, ist natürlich auch eine Frage der Finanzen, ganz klar. Und da muss man einmal deutlich sagen: Wer den großen Radsport vor seiner Haustür haben möchte, der muss dafür auch die finanziellen Voraussetzungen schaffen.
Mit anderen Worten: Wer am 29. Juli Greipel sehen möchte, muss Ihnen noch einen größeren Sponsor vorbeischicken.
Hilgers: So kann man das sagen. Unsere eben erwähnten treuen Sponsoren sorgen für die Basis, dafür, dass wir Jahr für Jahr ein gutes Fahrerfeld präsentieren können. Und die Begeisterung an der Strecke war ja auch im vergangenen Jahr riesig, obwohl keiner der ganz „großen“ Namen am Start war. Wenn wir da jetzt noch einen drauf setzen wollen, geht das nur, wenn sich mal ein neuer Sponsor traut, auf die Karte Radsport zu setzen.
Der Zeitpunkt wäre gut gewählt.
Hilgers: Kann man so sagen. Aber wir sind ja nicht die einzigen, die in Neuss darum kämpfen, Spitzensport zu präsentieren. Und wenn ich sehe, wie schwer sich andere damit tun, steht die Tour de Neuss eigentlich sehr gut da.