Stammzellenspenderin sucht Nachahmer

Sina Hünervogt ließ sich bei der DKMS typisieren und wurde zur Lebensretterin.

Neuss. Im Frühling 2009 spendete die damals 30-jährige Sina Hünervogt Stammzellen für einen damals 23-jährigen Studenten aus Australien und rettete damit sein Leben. Damit ist sie eine von 66 Neussern, die so einem Leukämie-Kranken helfen konnten — bei 7434 erfassten potenziellen Knochenmarkspendern in der Stadt. Heute engagiert sich Hünervogt für den zweijährigen Bennett aus Dormagen, der ebenfalls an Leukämie erkrankt ist. Für ihn wird am Sonntag, 12. Juli, eine Typisierungsaktion in der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule Dormagen organisiert. Dort gibt es schon 2377 registrierte Spender, von denen 25 auch tatsächlich spenden durften.

Hünervogt selbst hatte ihr Schlüsselerlebnis zwei Jahre vor der eigenen Stammzellenspende. Ein guter Freund, so berichtet sie, rettete mit einer solchen Spende einem jungen Familienvater das Leben. „Das hat einen solchen Eindruck bei mir hinterlassen, dass ich mich auch bei der DKMS typisieren ließ“, erinnert sich Sina Hünervogt an ihre erste Berührung mit der Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS).

Anders als andere Spender, die in dieser Datei gelistet sind, musste die Neusserin, die als Justitiarin bei der Düsseldorfer Stadtverwaltung arbeitet, nicht lange auf den „Ernstfall“ warten. Nur wenige Monate später wurde sie benachrichtigt, dass sie als Spenderin für einen Patienten infrage kommt. „Ich war sehr aufgeregt und auch ein wenig geschockt, weil ich überhaupt nicht wusste, was auf mich zukommt“, erinnert sie sich. In diese Unsicherheit mischte sich auch ein echtes Glücksgefühl. „Weil ich das als eine echte Chance begriff. Wer hat schon die Möglichkeit, einem Menschen das Leben zu retten?“

Auf die Spende wurde sie gut vorbereitet. Nach Aufklärungsgesprächen und einer Voruntersuchung bekam sie ein Medikament verabreicht, das unter die Haut gespritzt werden musste. Dieser körpereigene Stoff, der vom Körper auch bei fieberhaften Infekten produziert wird, stimuliert die Produktion der Stammzellen und bewirkt, dass sich solche vermehrt im Blut befinden. Diese können dann aus dem Blut gesammelt werden. Dazu reiste die Neusserin mit ihrem Freund in eine Klinik nach Hameln, wo sie fünf Stunden an eine Maschine angeschlossen war, die einen Teil der Stammzellen aus ihrem Blut filterte. Da es sich bei „ihrem“ Patienten um einen großen schweren Mann handelte, wurde noch eine zweite Spende nötig. „Das passiert nur, wenn ein großer starker Mann Hilfe von einer kleinen leichten Frau benötigt“, sagt die Neusserin mit einem Lächeln.

Zwei Jahre nach ihrer Spende erst erfuhr sie Namen des Australiers — und dass es ihm gut geht. Ein Treffen mit ihrem Blutsbruder, wie sie ihn nennt, steht noch aus.