Offene Tür in der Flüchtlingsunterkunft

Vor dem Einzug der ersten Flüchtlinge am 1. August konnten sich Interessierte im Container-Dorf umsehen.

Foto: L. Berns

Grevenbroich. Eine Hausbesichtigung der besonderen Art stand jüngst in Gindorf an. Die Stadt öffnete das neue Container-Dorf mit drei Gebäuden am Langer Weg für die Öffentlichkeit. Dort sollen am 1. August die ersten von 48 Asylbewerbern — Männer aus Syrien, Afghanistan, Irak, Iran und Algerien — einziehen. Die Resonanz war groß: Rund 100 Bürger — vor allem aus Gindorf und Gustorf, aber auch eine Familie aus Kaarst — nutzten die Gelegenheit. Eine gute Ausstattung, aber zu weit vom Ortszentrum, das war die Meinung vieler. Auch Politiker sahen sich in den Unterkünften um.

Die Verwaltung hatte einige „Musterzimmer“ möbliert: Vier Metallbetten, vier Spinde, ein Tisch mit Stühlen und ein Kühlschrank — das ist die Ausstattung eines 36-Quadratmeter-Zimmers für vier Flüchtlinge. Für je 16 Menschen gibt’s Sanitärräume mit vier Duschen, die Waschmaschine fehlt noch. In der Küche nebenan sind Herd, Kühlschrank und Mikrowelle eingebaut. „Die Bewohner kochen selbst“, erläutert Hartmut Deußen vom Fachbereich Soziales, der mit Heike Steinhäuser und Dezernent Claus Ropertz viele Fragen beantwortete. „Wir sind stolz auf den Standard. Hier gibt es mehr Platz als in vielen anderen Unterkünften“, erklärte Deußen. Im Flur hängt ein Notruf-Telefon. Tagsüber ist ein Hausverwalter im Komplex, der nach dem rechten sieht und Ansprechpartner ist. Auch Sozialberater werden regelmäßig vor Ort sein.

Maria Steffmann, Gustorf

Und was sagten die Besucher? „Die Ausstattung ist gut, aber es wäre schön, wenn die Unterbringung zentraler im Ort wäre“, sagte Maria Steffmann (71) aus Gustorf. Heribert Rönsberg (71) erklärte zur Unterkunft: „Schlicht, aber offensichtlich ausreichend.“ Allerdings kritisierte er: „Es ist eine Schande, dass die Menschen so abgelegen untergebracht werden. Das fördert nicht die Integration. Die Dorfbewohner haben viele Vorschläge für Lösungen im Ort gemacht.“ Der Standort am Langer Weg war bei Bürgern und Politikern umstritten. Besucher Charly Braun meint zur Unterbringung: „Da kann man nicht klagen. Andere haben es schlechter getroffen.“ Er gehört zu den 40 bis 50 Ehrenamtlern, die sich bei der Betreuung der Flüchtlinge engagieren. Der 68-Jährige ist bei der Flüchtlingshilfe Grevenbroich aktiv und Pate für etwa 20 Asylbewerber, die bald aus der ehemaligen Schule auf dem Wiler zum Langer Weg umziehen. „Ich gehe mit Ihnen zum Arzt und zu Ämtern, spreche viel mit ihnen, in englisch, etwas italienisch und deutsch — und vor allem mit Händen und Füßen. Es klappt.“ Dezernent Ropertz betont: „Ohne die Ehrenamtler sähe es in der Flüchtlingshilfe schlecht aus.“

Im August sollen die Bewohner aus der alten Schule, die verkauft wird, und einem Haus an der Von-Werth-Straße in der City, das der Erweiterung der Sekundarschule weicht, umziehen. Klar ist aber schon jetzt, dass das Container-Dorf am Langer Weg nur eine von vielen benötigten Unterkünften sein wird: Bis Ende 2016 wird die Zahl der Asylbewerber in der Stadt auf voraussichtlich 1150 steigen.