Tour-Etappensieger startet in Neuss
Simon Geschke ist einer der Stars bei dem Rennen am Mittwoch. Insgesamt sind acht Tour-de-France-Fahrer am Start.
Neuss. Fahrerverpflichtung ist ein Metier, das man beherrschen muss. Andreas Kappes tut es. Der 49-Jährige, der als Radprofi 24 Sechstagerennen gewann und Etappensiege bei Paris-Nizza und dem Giro d’Italia feierte, erledigt seit mehr als einem Jahrzehnt diese Aufgabe bei der Tour de Neuss. Er weiß, dass es vor allem auf den richtigen Zeitpunkt ankommt: „Wartest du zu lange, werden die Jungs zu teuer. Fragst du zu früh, sind sie am Renntag vielleicht außer Form.“
In diesem Jahr hat er wohl das richtige Händchen gehabt: Acht Fahrer kommen am Mittwoch mehr oder weniger direkt von der Tour de France nach Neuss, darunter in Simon Geschke der Sieger der 17. Etappe. Bis auf die Sprinter André Greipel und John Degenkolb, die für einen „so kleinen Veranstalter wie uns ohnehin schwer zu bezahlen sind“ (NRV-Vorsitzender Stephan Hilgers), und den verletzten Tony Martin „kommen von den zehn Deutschen, die in die Tour de France gestartet sind, sieben nach Neuss,“ sagt Andreas Kappes nicht ohne Stolz. Außerdem noch der Luxemburger Ben Gastauer.
Kappes ist überzeugt, dass auch Andreas Schillinger, der im Vorjahr die Tour de Neuss gewann, und sein Kapitän Dominik Nerz, die beide krankheitsbedingt die Frankreich-Rundfahrt aufgeben mussten, am Mittwoch an der Startlinie stehen werden: „Bis jetzt hat jedenfalls keiner abgesagt.“
Andreas Kappes, Sportlicher Leiter der Tour de Neuss
Neben der Verpflichtung von Geschke ist ihm mit der von Emanuel Buchmann ein zweiter Coup geglückt. Der 22-Jährige wurde vor vier Wochen überraschend Deutscher Straßenmeister. Sein Riesentalent unterstrich der Ravensburger auch bei der Tour de France: Die schwere elfte Etappe beendete er auf Rang drei. Paul Voss, Marcel Sieberg, in Frankreich wichtigster Helfer bei den drei Etappensiegen von Greipel, und Paul Martens sind die restlichen drei Tour-de-France-Teilnehmer in Neuss.
Kappes hatte bereits vor dem Start der Frankreich-Rundfahrt den 29-jährigen Geschke für das Neusser Radsportspektakels unter Vertrag genommen. „Jetzt legen wir aber noch ein paar Euro drauf“, sagt der Ex-Profi. Zum Etappensieg hatte er Geschke „sofort per SMS gratuliert, nicht als Veranstalter, sondern weil es mich für ihn persönlich riesig freut.“ Geschke kennt den Neusser Rundkurs mit Start und Ziel auf der Kaiser-Friedrich-Straße schon aus den vergangenen Jahren.
Insgesamt wird es aber „immer schwieriger, Zusagen von Top-Fahrern zu bekommen“, sagt Kappes, „und das liegt nicht nur am Geld.“ Viele bekommen von ihren internationalen Teams keine Freigabe, anderen mangelt es offenbar an den nötigen Umgangsformen. So teilte ihm Greipel, der als einziger die Tour de Neuss zwei Mal gewonnen hat, am Montag lapidar per SMS mit, dass er nicht komme: „Dabei standen wir schon wochenlang in Kontakt“, ärgert sich der Sportliche Leiter des Neusser Radrennens.
Besser sah es in Sachen Tony Martin aus, bevor er mit Schlüsselbeinbruch aufgeben musste. „Er wäre sonst wieder bei uns gefahren“, sagt Kappes über den Neuss-Sieger von 2010. So, findet er, „haben wir aus den Möglichkeiten das Maximum ’rausgeholt.“