Politiker kritisieren Sportbund
Der Sportbund hatte in einer Erklärung vor der Belegung weiterer Turnhallen mit Flüchtlingen gewarnt. Politiker halten die drastische Wortwahl für unangemessen.
Kaarst. Der Sportbund im Rhein-Kreis Neuss hatte Ende des vergangenen Jahres eine gemeinsame Erklärung mit den Gemeinde- und Stadtsportverbänden formuliert und davor gewarnt, weitere Sporthallen vorübergehend in Flüchtlingsunterkünfte umzuwandeln. Die zum Teil drastischen Formulierungen in der Erklärung stießen in der Politik auf Kritik und Unverständnis. An der Sportausschuss-Sitzung der Stadt Kaarst nahmen jetzt Thomas Lang, Vorsitzender des Kreis-Sportbundes, und Axel Volker, Vorsitzender des Kaarster Stadtsportverbandes, teil.
Auszug aus der Erklärung des Sportbunds
„Der Unmut in der Bevölkerung wächst. Wir warnen ausdrücklich vor den unkalkulierbaren Folgen. Es gibt zwar zurzeit noch eine Grundstimmung, Flüchtlingen beizustehen, aber die Stimmung kippt zusehends und sehr massiv“ — Sätze wie diese und Formulierungen wie „der Integrationsmotor Sport säuft ab“ verunsichern und verärgern Menschen, die auf politische Korrektheit aus sind. So ließ die Kritik im Sportausschuss nicht lange auf sich warten. „Zum Glück müssen wir die Erklärung hier nur zur Kenntnis nehmen. Einige Formulierungen gefallen mir nämlich überhaupt nicht. Ihre Behauptungen sind kontraproduktiv zu dem, was sie für den Sport wollen“, erklärte ein verärgerter Wolfgang Reuter (SPD).
Thomas Lang kritisierte die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen, was den Sportdezernenten Sebastian Semmler wunderte: „Die Zusammenarbeit ist aus meiner Sicht gut. Dass immer etwas auf der Strecke bleibt, kann nicht ausbleiben.“ Axel Volker vom Stadtsportverband erklärte: „Es hat sicherlich geknirscht.“
Die Belegungssituation nehme „vereinsschädigende Konturen“ an, ist in der Erklärung unter der Überschrift „Sport und Flüchtlinge — zwischen Willkommenskultur und Verunsicherung“ zu lesen. Axel Volker redete Klartext: „Wenn noch eine weitere Sporthalle mit Flüchtlingen belegt worden wäre, hätte es für die Vereine richtig Probleme gegeben.“ Er erwarte von der Politik, nach anderen Unterbringungsmöglichkeiten Ausschau zu halten: „Turnhallen zu nehmen, ist die einfachste Lösung“, sagte Volker.
Daniel Fleck (UWG) fragte: „Hat jemand einen konstruktiven Vorschlag, wie man Flüchtlinge sonst auf die Schnelle unterbringen kann?“ Die Sportfunktionäre brachten größere Gewerbehallen und Traglufthallen ins Gespräch.
Kocay Ekici (SPD) begrüßte das Angebot von Franz-Josef Kallen. Der Vorsitzende des Trägervereins des Sportforum Kaarst-Büttgen hatte zu verstehen gegeben, dass die Radsporthalle bei Bedarf für Flüchtlinge zur Verfügung stehe. Er versprach den Nutzern der Sporthallen: „Wir versuchen zu vermeiden, dass weitere Hallen für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden. Aber ich kann Ihnen nichts zusagen — wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.“ Mathias John (CDU) hob das große Engagement der Bevölkerung für die Flüchtlinge hervor und bescheinigte auch der Stadtverwaltung eine gute Arbeit.