Warntag in Neuss Erst vier von 39 Sirenen heulen
Neuss. · Zum ersten Mal seit fast 30 Jahren ertönen am Donnerstag die Warnsignale. Doch erst Ende 2021 werden alle Sirenen installiert sein.
Zum ersten Mal seit fast 30 Jahren heulen am Donnerstag, 5. September, wieder Sirenen in der Stadt. Anlass ist der so genannte landesweite Warntag, mit dem die Bevölkerung für die Bedeutung dieser akustischen Signale sensibilisiert werden soll. Allerdings wird man den Heulton nicht überall gleich eindringlich vernehmen hören können, denn die Firma Hörmann, die mit dem Aufbau eines flächendeckenden Warnsystems beauftragt worden ist, hat seit Mitte Februar erst vier dieser elektronische Signalgeber installieren können: Auf dem Hochhaus am Meererhof, der Volksbank (Zollstraße), dem Crown Plaza Hotel (Rheinallee) und dem Quirinus-Gymnasium (Sternstraße.).
Bis Ende 2021 soll das Netz auf 39 Standorte ausgebaut werden, teilt die Stadt mit. Dafür werden rund 800 000 Euro investiert, 121 000 davon kommen als Zuschuss vom Land.
Beim ersten Warntag vor genau einem Jahr musste sich die Feuerwehr noch damit begnügen, ihre Warmeldungen über die Sozialen Medien sowie ihre App auszugeben. Denn die größte Stadt im Kreis war auch die letzte, die wieder daran ging, Sirenen zu beschaffen. Sie hatte sich nach Mauerfall 1989 und dem Ende des Kalten Krieges entschlossen, die bis dahin vom Bund in Schuss gehaltenen und regelmäßig überprüften Sirenen nicht in eigene Regie zu übernehmen – und die Sirenen verschwanden von den Dächern. Im Kreis entschied nur die Stadt Grevenbroich genauso.
Auch die Warn-App „NINA“
wird im Einsatz sein
Derzeit sind alle Kommunen nach Angaben des Rhein-Kreises dabei, die Sirenennetze flächendeckend zu ertüchtigen. „Unsere Kommunen haben individuelle Warnkonzepte entwickelt, die auf die örtlichen Bedingungen abgestimmt wurden“, sagt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Zum zweiten landesweiten Warntag wird die Leitstelle des Kreises nach derzeitigem Stand daher schon wieder 75 Signalhörner zeitgleich über eine neue und digitale Alarmierungsfrequenz auslösen können.
Der „Warntag NRW“ steht in diesem Jahr unter dem Motto „Zusammen warnen“. Denn bei Warnungen der Zivilbevölkerung arbeiten Feuerwehr, der Deutsche Wetterdienst (DWD), der öffentlich-rechtliche Rundfunk, die Kommunen und viele weitere zusammen, berichtet Tobias Spange von der städtischen Pressestelle. Auch Lautsprecherfahrzeuge und die Warn-App „NINA“ werden deshalb im Einsatz sein. „NINA“ löst per Push-Benachrichtigung eine Warnmeldung aus.
Der Neuanschaffung von Sirenen waren jahrelange Diskussionen vorangegangen. 2008 hatte die Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren die These formuliert, dass auch nach dem Ende des Kalten Krieges ein flächendeckendes und einheitliches Warnsystem notwendig sei. Die Stadt übernahm diesen Gedanken 2015 bei der Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplanes, der von der Entwicklung eines „Konzepts zur Warnung der Bevölkerung“ spricht. Das konnte nach Ansicht von Stadtbrandmeister Joachim Elblinger nicht ohne Sirenen auskommen. Ein Grund: Ihre „unschlagbare Weckfunktion.“ Ein zweiter: Mit den Sirenen bekommt die Feuerwehr ein Instrument an die Hand, auf das sie jederzeit und auch alleine zugreifen kann. „Wir müssen selbst handeln können“, sagte er.
Nach 30 Jahren ohne Probealarmierungen muss die Bevölkerung die Bedeutung der Sirenen-Signale erst wieder lernen, sagt Stefan Meuter vom Verband der Feuerwehren im Kreis und verweist vorsorglich für weitere Infos auf die Internetseite warnung.nrw des Landes.