Stadt baut neue Unterkunft für Obdachlose

Als Zwischenlösung dienen Container, die für die Unterbringung von Flüchtlingen gedacht waren.

Foto: Woitschützke

Neuss. Die Baracken der Notschlafstelle für Obdachlose am Derendorfweg werden abgerissen. Anstelle dieser — von Bürgermeister Reiner Breuer so bezeichneten — Hütten soll ein Neubau entstehen. Der wird nicht nur deutlich mehr Schlafplätze bieten, sondern auch die Einrichtung von Zwei-Mann-Stuben möglich machen. All das möchte der Bürgermeister noch in diesem Jahr schaffen. Ausgeschlossen ist das nicht, denn die Stadt hat das Baumaterial schon gekauft.

Die neue „Hin- und Herberge“, wie das nächtliche Männer-Asyl heißt, wird aus den Containern zusammengefügt, die für die Flüchtlingsunterkünfte in Uedesheim und Allerheiligen vorgesehen waren. Beide sollten eigentlich in diesem Monat bezugsfertig sein, doch angesichts der geringen Zahl von zugewiesenen Flüchtlingen konnte der Bürgermeister schon im April auf Bürgerversammlungen einen „Baustopp“ verkünden. Der Vollzug dieses Planes sei aber nur ausgesetzt, betont Breuer, der demnächst in weiteren Versammlungen darlegen will, was die Stadt für den Fall der Fälle plant. Wenn nämlich die Fallzahlen wieder steigen. „Diesen Fall sehen wir aber im Moment nicht“, sagt Breuer.

Die entspannte Flüchtlingssituation sorgt nicht nur dafür, dass die Stadt Alternativen für die nun doch nicht benötigten Container entwickeln konnte, sondern eröffnet auch eine Option für eine Zwischenlösung für die Obdachlosenunterkunft. Denn weil in den schon seit Monaten bezugsfertigen Wohncontainern am Südpark noch immer kein Flüchtling einquartiert werden musste, wird die „Hin- und Herberge“ übergangsweise dorthin verlagert. „Ich will den Zeitplan knapp halten, weil die Einrichtung für Flüchtlinge vorgehalten werden soll“, sagt Breuer.

Die Anlage am Südpark gehört zu den vier Notunterkünften, die seit 2015 für Flüchtlinge errichtet wurden. Basis für die Standortentscheidung war ein dezentrales Unterbringungskonzept, mit dem die zu erwartenden Belastungen auf alle Stadtteile verteilt werden sollten. Von den 27 dazu identifizierten Standorten sind einige inzwischen verworfen worden. Zum Beispiel die ehemalige Schokoladenfabrik „Novesia“, das Abschiebegefängnis an der Grünstraße oder das — an einen Privatinvestor verkaufte — ehemalige Landesbesoldungsamt an der Görlitzer Straße. Zuletzt strich die Stadt das Gelände der Gesamtschul-Dependance am Lindenplatz in Weckhoven von dieser Liste. Dort sollen nun Wohnhäuser entstehen.

An dem dezentralen Konzept werde er aber festhalten, kündigt Breuer an. Allerdings wäre ein Flüchtlingsheim nur eine von mehreren Möglichkeiten, wie ein Ortsteil seinen Beitrag zur Unterbringung und Integration von Flüchtlingen leisten kann. Festhalten will Breuer auch an dem Standort Derendorfweg für die Obdachlosenunterkunft. Diesen hält er für „derzeit optimal“. Und ein Containerbauwerk sei ja nicht für die Ewigkeit.