Stadt stoppt Ausbau der Flüchtlingsheime
In Neuss kommen immer weniger Flüchtlinge an. Das gibt der Stadt neue Möglichkeiten der Unterbringung. Standorte bleiben dieselben.
Neuss. Die zweite Traglufthalle bleibt erst einmal im Karton. Das bestätigte Sozialdezernent Stefan Hahn, der mit dem Nicht-Aufbau dieser Halle auf die Tatsache reagiert, dass in Neuss seit Monaten keine neuen Flüchtlinge mehr angekommen sind. Diese im Vergleich zum Vorjahr entspannte Situation erlaubt der Stadt eine andere Strategie — und die wirkt sich auch auf die Entwicklung weiterer Standorte für Notunterkünfte im Stadtgebiet aus.
In Hoisten stellte Hahn die neue Vorgehensweise vor, als dort am Montagabend 70 interessierten Bürgern die Pläne für eine solche Unterkunft erläutert wurden. Der Standort Hoisten, für den schon eine Betriebsgenehmigung mit sechs Jahren Laufzeit erteilt wurde, werde genauso wenig aufgegeben, wie die anderen im Stadtgebiet bereits identifizierten und geprüften Flächen, sagte Hahn. Doch gebaut wird dort vorerst nicht. Die Pläne würden weiter vorangetrieben, um für den Fall des Falles vorbereitet zu sein. Aber Container würden nicht ausgeschrieben. „Dann besteht eine Abnahmeverpflichtung“, sagt Hahn, der alles vermeiden will, was voreilig Kosten verursachen würde. „Wir beobachten das und entscheiden von Woche zu Woche“, sagt er.
Nach Hoisten, wo der ursprünglich anvisierte Standort in Zusammenarbeit und mit Zustimmung einer Bürgerinitiative an die Welderstraße und in die Nähe der Sportanlage verschoben wird, kommen vorerst ebenso wenig Flüchtlinge wie nach Selikum, Uedesheim oder Grefrath. Über die festen Unterkünfte der Stadt hinaus gibt es demnach Wohncontainer vorerst nur an drei Standorten. Die Anlage am Nordbad (92 Plätze) ist fertig und aktuell mit 73 Personen belegt. Das Pendant dazu am Südpark wird bald bezugsfertig und kann genutzt werden, nachdem ein Anwohner mit seiner Klage gegen die Flüchtlingsunterkunft vor dem Verwaltungsgericht gescheitert ist. Und für den Standort Allerheiligen sind die Container bestellt und im Juli bezugsfertig.
„Im Moment sind wir vorsichtig optimistisch, dass die Zuwanderung von Flüchtlingen nicht mehr die Dynamik des Vorjahres erreicht“, sagt Hahn. Anlass dazu gibt ihm nicht zuletzt die Tatsache, dass auch die Landeseinrichtungen in Neuss längst nicht mehr ausgelastet sind. Von den 2000 Plätzen, die in der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes im ehemaligen Alexius-Kranenhaus und dessen Dependance in der „Schule am Wildpark“ eingerichtet wurden, waren gestern nur 921 belegt. „Im Durchschnitt der vergangenen 30 Tage lag die Auslastung bei 1033 Plätzen“, sagt Benjamin Hahn von der Bezirksregierung Arnsberg, der in Flüchtlingsfragen federführenden Behörde des Landes.
Dass die zweite Traglufthalle nicht errichtet wird, ist folgerichtig. Hinzu kommt, dass die 100 000 Euro Monatsmiete erst fällig werden, wenn die Halle steht. Das wurde mit dem Lieferanten verhandelt. Die Halle bleibt zwar in Neuss — aber eben unverpackt.