Starker Auftritt ohne Happy End

Fast 1900 Zuschauer verfolgten die Partie von Bayer Dormagen gegen den Aufstiegsanwärter ThSV Eisenach. Trotz großen Einsatzes verlor der TSV mit 24:27.

Foto: Zaunbrecher

Mitunter kann man auch auf Niederlagen stolz sein. Jörg Bohrmann war es am Pfingstmontag nach dem 24:27 (Halbzeit 13:15) seines TSV Bayer Dormagen gegen den Zweitliga-Tabellenzweiten ThSV Eisenach jedenfalls. Und das zu Recht, denn der Neuling bot vor der Saison-Rekordkulisse von 1871 Zuschauern eine ganz starke Leistung, der nach 60 kampfumtosten Minuten aus Sicht der Hausherren nur eines zum Happy End fehlte — ein oder zwei Punkte. Die Gäste dagegen feierten noch Minuten nach dem Schlusspfiff mit ihren mitgereisten Fans einen hart erarbeiteten Sieg, der sie wieder bis auf Millimeter an ihr zur Halbserie schon verloren geglaubtes Ziel — den direkten Wiederaufstieg — heranbringt: Mit einem Heimsieg am Sonntag über Schlusslicht Eintracht Baunatal kehren die Thüringer nach einem Jahr in die Bundesliga zurück.

„Und diese Aufgabe dürfte um einiges einfacher werden als die gegen Bayer“, war Velimir Petkovic überzeugt. Der Gästetrainer wirkte gelöst und überglücklich. Doch nicht nur deshalb gingen ihm die Komplimente an den Neuling leicht über die Lippen: „Gratulation an Dormagen, ihr habt richtig gut gespielt und uns das Leben schwer gemacht.“ Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Denn der Tabellenzweite, der in der Rückrunde bislang nur fünf Punkte abgegeben hat, musste alle Register ziehen, um gegen den leidenschaftlich kämpfenden Neuling die Oberhand zu behalten. „Wir haben kaum schlechter gespielt als vor einer Woche — nur Eisenach war besser als Nordhorn“, brachte Bayer-Routinier Tobias Plaz die Sache auf den Punkt.

Spielerisch war in der Tat kein Klassenunterschied festzustellen zwischen dem Tabellenzweiten und dem Abstiegskandidaten — im Gegenteil: „Ich glaube, spielerisch waren wir sogar ein Quäntchen besser“, stellte Jörg Bohrmann unwidersprochen fest. Auch Petkovic fand, seine Mannen hätten „nur 15 Minuten gezeigt, weshalb wir zu Recht ein Aufstiegsanwärter sind“. Was den Ausschlag für den Gästesieg, war einfach die größere individuelle Klasse von zwei Spielern, die Eise-nach freilich trotz des bevorstehenden Aufstiegs verlassen: Linkshänder Dener Jaanima (wechselt zum HSV Hamburg) war von der ansonsten starken Dormagener Deckung nicht zu halten, profitierte aber bei seinen sieben Toren auch von einer höchst liberalen Auslegung des Erstliga-erfahrenen Schiedsrichterduos Dedens/Geckert (Magdeburg) in Sachen Schrittfehler. Und Linksaußen Bjarki Elisson demonstrierte mit seinen Treffern (11/4) eindrucksvoll, warum er die Torjägerliste der Zweiten Bundesliga mit einigem Vorsprung anführt.

Den Rest besorgten 14 Paraden von Torhüter Stanislav Gorobtschuk und ein Kraftakt des zuvor lange abgemeldeten Alvis Jurdzs, der die Hälfte seiner sechs Treffer in den letzten zwölf Minuten der Partie erzielte — auch, weil den aufopferungsvoll kämpfenden Hausherren ein wenig die Kräfte schwanden. Eine Dreiviertelstunde lang war es eine Auseinandersetzung auf der berühmten Augenhöhe, auch wenn die Dormagener nach dem 2:3 (6.) meist einem Rückstand hinterherliefen, der aber nie größer als drei Treffer war. Als die Hausherren, die der größeren individuellen Klasse ihre mannschaftliche Geschlossenheit ohne einen Aus- oder Abfall entgegensetzten, beim 17:17 durch Jo-Gerrit Genz (38.) erstmals wieder ausglichen, schien die Chance da, die Partie zugunsten des Außenseiters zu kippen. „Wir hätten sogar in Führung gehen können“, stellte Bohrmann richtigerweise fest.

So zog Eisenach wieder auf 20:18 (43.) davon, doch es blieb ganz eng. Hätte Sebastian Damm nach 55 Minuten beim Stand von 23:25 nicht nur den Innenpfosten getroffen oder die Unparteiischen dem TSV den für diese Aktion eigentlich fälligen Strafwurf zuerkannt, ein Punkt wäre möglich und nicht ganz unverdient gewesen. So retteten die Dormagener aber wenigstens die knappe Tordifferenz, die ihnen nach der 29:35-Schlappe der HG Saarlouis gegen Rostock den Sprung auf den rettenden 16. Tabellenplatz beschert — und da wollen sie bleiben.