Tatort-Kommissare ermitteln in Zons
Der nächste Münsteraner Tatort wird noch bis Samstag an der Schloßstraße gedreht.
Dormagen. Stocksteif, geradezu hölzern steht Professor Karl-Friedrich Boerne alias Jan-Josef Liefers im Türrahmen des altehrwürdigen Lokals und tadelt seine Assistentin Silke Haller, die laut rufend an die Tür gehämmert hat. „Alberich, neben dieser Tür befindet sich ein Schild, haben Sie das nicht bemerkt?“, fragt Boerne. Auf der Tafel steht „geschlossene Gesellschaft“, und im nächsten Moment wissen Alberich (Christine Urspruch) und die Zuschauer am Set, warum Boerne gerade noch verspannter wirkt als sonst: Von rechts schiebt sich in Höhe seiner Schläfe eine Pistole ins Bild, eine Hand zerrt Alberich ins Haus, und die schwere Holztür des Gasthofs „Zur Post“ fällt krachend ins Schloss.
Marc Meissner, Sprecher der Produktionsfirma „filmpool fiction“
Bis Samstag dreht die Kölner Produktionsfirma „filmpool fiction“ in Zons Szenen für den Münster-Tatort. „Die Gaststätte ,Zur Post‘ ist einer der Hauptdrehorte. Dort findet die Feierstunde statt, die dieser Folge ihren Namen gibt“, erklärt Sprecher Marc Meissner auf Anfrage. Dort werden dramatische Szenen entstehen, Schüsse peitschen. Wird Boerne seinem Verfolger, einem von Neid und Leid zerfressenen Wissenschaftler, entkommen?
Vermummte SEK-Einsatzkräfte stehen herum, dazu blau uniformierte Polizeibeamte. Ihre Waffen sind Attrappe, die Polizisten aber echt. Manche jedenfalls. „Echte Polizisten wirken auf der Leinwand authentischer“, erklärt der Hauptkommissar aus dem Rhein-Sieg-Kreis, für den Filmdrehs schon Routine sind. Eine vom Dienstherrn genehmigte Nebentätigkeit, „das machen viele Polizisten so“.
Bei kühlen April-Schauern verliert sich beim Tatort-Außendreh nur eine Handvoll Schaulustige in der Altstadt. Das Blaulicht des Krankenwagens dreht sich seit Stunden und schneidet die Dämmerung, sonst tut sich nichts. Spannend ist anders: Was im fertigen Film packend und atemlos wirkt, stellt sich in der Produktion ernüchternd dar.
Zum mittlerweile fünften Mal stürmt Axel Prahl als Kriminalhauptkommissar Frank Thiel jetzt aus dem Lokal, eilt über die Schloßstraße und motzt dabei ins Handy: „Meine Fresse, ich denke, die hätten schon längst alle Straßen abgesperrt!“ Cut, und Prahls Gesichtszüge entspannen sich wieder. Was für den Laien wie eine Endlosschleife aussieht, hat System. Jede Szene wird aus verschiedenen Kameraperspektiven gedreht. Erst beim Schneiden entscheidet sich, welche am besten wirkt.
Mehrmals werden Szenen abgebrochen, weil ein Flugzeug über der Altstadt dröhnt. Und zwischendrin vergeht Zeit, viel Zeit. Das ist Beate Wolsfelds Chance. Die Zonserin erwischt Prahl in einer kurzen Pause. Bereitwillig setzt er seine Unterschrift auf das St.-Pauli-Trikot, das sie ihm hinhält: „Mein Mann ist ein großer Fan des Vereins“ — genau wie Prahls Serien-Alter Ego Frank Thiel.