TSV schöpft neue Hoffnung

Dormagen feiert im Abstiegskampf einen umjubelten Überraschungssieg in Lingen.

Foto: Michael Jäger

Sechzig Minuten übten sie sich in Disziplin, am Ende gab es kein Halten mehr für die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen: Der Schlusspfiff war noch nicht ganz verklungen in der Emsland-Arena, ein erklecklicher Teil der 3108 Zuschauer hatte sich bereits enttäuscht auf den Heimweg gemacht, da brach der blau-weiße Jubelsturm los. Erst ein Tänzchen auf dem Parkett, dann die Umarmung mit den gut hundert angereisten Fans — der Aufsteiger feierte den 29:25 (13:9)-Sieg beim Tabellenvierten HSG Nordhorn-Lingen so, als sei die Mission Klassenerhalt bereits erfolgreich abgehakt.

Foto: Michael Jäger

Ist sie natürlich noch nicht. Doch nach der wohl besten Saisonleistung und der Heimschlappe der nun wieder punktgleichen HG Saarlouis stehen die Chancen nicht mehr so schlecht wie drei Wochen zuvor.

Die Einstellung und vor allem die taktische Disziplin der Dormagener stimmten. Ein Klassenunterschied war zwischen dem Tabellenvierten und dem Viertletzten nicht zu erkennen. Im Gegenteil: Die Dormagener warfen nicht nur unbändige Kampfkraft in die Waagschale, sie zeigten auch die bessere Spielanlage, zwangen mit ihrer Deckungsarbeit die Gastgeber immer wieder zu schlecht platzierten Würfen und ebenso schlecht getimten Anspielen. „Wir haben zu viele einfache und vor allem zu viele technische Fehler gemacht“, gab HSG-Trainer Heiner Bültmann zu.

Der zog alle taktischen Register, versuchte angesichts des frühen Rückstandes (1:4/5. Minute, 5:9/14.) zunächst mit einfacher, später mit doppelter Manndeckung, die Gäste zu Fehlern zu zwingen. Doch Dormagen ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, auch nicht nach einem Zwischenspurt der Gastgeber (11:17/36. bis 14:17/38.).

„Egal, was Nordhorn probiert hat, wir hatten immer die richtige Antwort“, sagte Johnny Eisenkrätzer. Imponierend, wie Marijan Basic mit enormer Laufarbeit versuchte, sich der Manndeckung zu entziehen; imponierend, wie die jungen Sebastian Damm und Pascal Noll die sich dadurch bietenden Freiräume zu Toren nutzten. „Jeder hat seine Aufgabe übernommen, alle haben sehr diszipliniert gespielt und die vorgegebenen Laufwege eingehalten“, lobte Trainer Jörg Bohrmann. „Gegen Eisenach brauchen wir jetzt eine volle Hütte“, sagte Handball-Geschäftsführer Björn Barthel.