Weiter nur deutsche Durchsagen

Übersetzer lassen sich so schnell nicht auftreiben.

Neuss. Wenn bei Bauarbeiten ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wird, ist Eile angesagt. Meist muss der Kampfmittelbeseitigungsdienst noch am selben Tag anrücken, um die Gefahr zu bannen. Doch die jüngste Bombenentschärfung in Neuss zog sich unerwartet lange hin. Die Evakuierung rund um die Dyckhofstraße im Barbaraviertel klappte nicht so zügig wie geplant. Immer wieder trafen die Ordnungskräfte noch Personen im zu räumenden engeren Gefahrenkreis an, so dass der Sprengmeister nicht mit seiner Arbeit beginnen konnte.

Ein Hauptproblem: die Information der Bürger. „Das Ordnungsamt ist ziemlich planlos“, kritisierten Anwohner während der Evakuierung die Stadtverwaltung. „Wir wissen gar nicht, wo wir jetzt hingehen sollen.“ Dabei hatten es diejenigen, die Deutsch sprachen, schon gut. Denn die Lautsprecheransagen der Feuerwehr hallten ausschließlich auf Deutsch durch die Straßen. Zu verstehen waren sie dennoch kaum. Die Folge: Zahlreiche Bewohner in dem von vielen Migranten geprägten Viertel schauten ratlos aus den Fenstern oder standen orientierungslos auf den Straßen.

„Die Ansagen sind immer nur auf Deutsch, weil es sich um ganz aktuelle Informationen handelt, zum Beispiel, wo die Notunterkunft ist und wo die Evakuierungsbusse halten“, erklärt Spange. Sollten diese Durchsagen auch auf Türkisch, Arabisch oder Polnisch erfolgen, brauche die Stadt staatlich anerkannte Übersetzer. „Die könnten wir in der Kürze der Zeit gar nicht auftreiben.“

Für die allgemeinen Informationen zu einer Bombenentschärfung — beispielsweise über den Evakuierungsbereich, die Gefahrenkreise und luftschutzmäßiges Verhalten — habe die Stadt grundsätzlich schon vorbereitete Flugblätter in Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch und Russisch, die dann vor Ort verteilt würden.