Wer tritt gegen Hermann Gröhe an?
Während bei der CDU schon klar ist, wer bei der Bundestagswahl 2017 kandidiert, hat sich die SPD noch nicht festgelegt.
Rhein-Kreis. Lutz Lienenkämper, Vorsitzender der Kreis-CDU, trat seinen Osterurlaub in der Überzeugung an, dass er für die Bundestagswahl 2017 über „den idealen Kandidaten“ verfügt: Hermann Gröhe (55). Der Bundesgesundheitsminister gilt als gesetzt, wenn die CDU im September ihren Bewerber im Wahlkreis Neuss I (Dormagen, Grevenbroich, Neuss, Rommerskirchen) aufstellen wird. In fünf Wahlen seit 1998 holte Gröhe nur einmal das Direktmandat nicht. 2002 verlor er gegen den damaligen Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig (SPD). Kann ein Sozialdemokrat dieses Kunststück wiederholen?
Ja, sagt Benni Jakubassa. Der Vorsitzende der Neusser SPD sagt, offenbar beflügelt von den jüngsten Wahlerfolgen seiner Partei, erneut eine Sensation voraus. Das „tiefgehende Zerwürfnis in der Neusser CDU“ sei die „historische Chance“ für die SPD: „Der Immer-noch-Parteichef Geerlings wird nichts für den Kandidaten Gröhe tun.“ Und wer’s für die SPD richten soll, weiß der Regisseur aus der SPD-Zentrale auch: „Einer der Jungen.“ Er meint den Kreis-Vorsitzenden Daniel Rinkert (Grevenbroich) und Heinrich Thiel (Neuss), beide 27 Jahre alt. Inzwischen sei die SPD in der glücklichen Lage, aus guten Kandidaten auswählen zu können. Rinkert und Thiel sind in Augen von Jakubassa sozialdemokratische Talente, denen die Zukunft gehört: „Sie sind jung, intelligent, ehrgeizig und bürgernah.“
Während sich Thiel während einer Afrika-Reise nicht zum Vorschlag seines Vorsitzenden äußern kann, tritt Rinkert auf die Euphoriebremse.
Bis zum 30. September können sich parteiinterne Bewerber melden beziehungsweise vorgeschlagen werden. Die formale Aufstellung ist für den 30. November terminiert. Rinkert kündigt an, er werde als Kreisvorsitzender für einen „demokratischen Prozess“ garantieren.
Ob er letztlich selbst seinen Hut in den Ring werfen wird, lässt er offen: „Ich nehme mich nicht aus dem Rennen.“ Er werde sich bis zum Sommer entscheiden.
Derweil ist für CDU-Chef Lienenkämper „völlig klar“, dass Hermann Gröhe „mit seinem Gewicht als Bundesminister, mit seiner Wahlkreis-Kenntnis und mit seiner enormen Wahlkreis-Präsenz der ideale Kandidat“ ist und auch „die volle Unterstützung der Kreispartei“ genieße. Auch Gröhe erklärt sich: „Für den großen Rückhalt in der Heimat bin ich dankbar. Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam wieder das Vertrauen der Menschen im Wahlkreis erhalten können.“
Da will offenbar auch der Neusser CDU-Chef Jörg Geerlings nicht abseits stehen und probt den verbalen Schulterschluss: „Ich freue mich auf einen gemeinsamen Wahlkampf mit Hermann Gröhe.“
Im Wahlkreis Krefeld I/Neuss II (Kaarst, Korschenbroich, Meerbusch, Jüchen und Krefeld-Süd) herrscht bei der CDU ebenfalls kein Zweifel, wie der Kandidat heißen wird: Ansgar Heveling (43), der erstmals 2009 in den Bundestag einzog. Der Korschenbroicher hat in Berlin an Statur gewonnen. Er ist zum Vorsitzenden des Innenausschusses aufgestiegen. Für Lienenkämper ist Heveling ebenfalls ein „sehr überzeugender Kandidat“. Der CDU-Kreisverband Krefeld habe ihn inzwischen sogar schon offiziell nominiert.
Wen die SPD ins Rennen schicken wird, bleibt ungewiss. 2013 setzte sich Heveling gegen Benedikt Winzen (31) durch, der inzwischen zum SPD-Fraktionsvorsitzenden in Krefeld aufgestiegen ist.