Wirbel um Förderangebot am Quirinus

An dem Gymnasium wird eine Anschlussförderung bei den Seiteneinsteiger-Klassen bald nicht mehr angeboten. Der Schulleiter widerspricht aber einer Einschränkung des Angebots.

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Neuss. Anschlussförderung wird bald nicht mehr angeboten: Dieser knappe Hinweis zu den sogenannten Seiteneinsteiger-Klassen am Neusser Quirinus-Gymnasium in den Unterlagen zum Kreisausschuss sorgt für Wirbel. Während der Kreistagsabgeordnete Andreas Werhahn (CDU) nachhakt und fragt, wer das zu vertreten habe, bemüht sich Schulleiter Ulrich Dauben um Klarstellung: An dem Förderangebot für Schüler aus dem Ausland werde sich nichts ändern, sagt er.

Aus der Sicht Werhahns wäre eine Reduzierung ein großer Verlust. „Dort wird hervorragende Arbeit geleistet, nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für junge Menschen, die zum Beispiel aus den USA, aus Polen oder aus anderen Ländern nach Neuss gekommen sind“, sagt der Politiker.

Kreisschuldezernent Tillmann Lonnes erklärte die Information in den Unterlagen mit einem Verweis auf die Schule selbst: Dort sei künftig keine Lehrerstelle mehr für diese Aufgabe vorgesehen. Hintergrund sei ein Erlass des Schulministeriums aus dem vergangenen Sommer. Demnach soll die Sprachförderung verstärkt in den Stamm-Klassen der Schüler und weniger separiert in den Seiteneinsteiger-Klassen erfolgen. Zudem, so ergänzte Lonnes, gehe ein Lehrer aus diesem Förderprogramm am Quirinus in Pension.

Lonnes erlaubte sich auch eine persönliche Anmerkung in der Sache: „Eine so erfolgreiche Arbeit wie im Quirinus-Gymnasium sollte man so schnell nicht aufgeben.“

Das will auch Dauben nicht. Den Erlass gebe es zwar, sagt der Quirinus-Direktor, doch sei dort vor allem geregelt, dass keine neuen Fördergruppen mehr eröffnet werden sollen und auch keine Stellen für „Integrations-Lehrer“ mehr vergeben werden. Bestehende Gruppen aber würden nicht zerschlagen. Insofern sei das Programm am Quirinus mit einer zweijährigen Frühförderung und einer nachlaufenden Unterstützung für Jugendliche, die schon ganz in ihre Stammklassen gewechselt sind, nicht betroffen. Eine begleitende nachmittägliche Förderung laufe zwar auf Betreiben der Bezirksregierung aus, werde aber parallel zum normalen Unterricht weiterführt, sagt Dauben.

„Wir nehmen weiter Seiteneinsteiger auf“, sagt er und fügt mit Blick auf den Stellenkegel hinzu: „Wir haben zwei Stellen für Integrationslehrer — mit Billigung der Bezirksregierung.“ Es gehe zwar ein Kollege im kommenden Jahr in Pension, doch auch danach bleibe es bei 1,5 Stellen.

Echte Personalprobleme im Zusammenhang mit Bildungsangeboten für zugewanderte Jugendliche hat unterdessen Kreisdirektor Dirk Brügge. Hintergrund ist das Programm „Fit für mehr“, das das Schulministerium NRW gestartet hat. Das neue einjährige Angebot für Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 Jahren soll die bisherigen Kurse in den Berufskollegs ergänzen. Das Ziel: Grundkenntnisse im sprachlichen, mathematischen, kulturellen und politisch-gesellschaftlichen Bereich vermitteln. Anschließend sollen die Jugendlichen in internationale Förderklassen wechseln.

Lehrerstellen, so Brügge, seien dabei weniger das Problem: „Wir brauchen Köpfe!“ Geeignetes Personal sei schwer zu finden. Hinzu komme der steigende Bedarf.

Das Kommunale Integrationszentrum (KI) des Rhein-Kreises ist für die Seiteneinsteiger-Beratung verantwortlich. Im Schuljahr 2013/2014 nutzten 310 Kinder und Jugendliche das Angebot, 2014/2015 waren es 531 und 2015/2016 schon 1303. Insgesamt besuchten im Oktober vergangenen Jahres 1500 schulpflichtige Flüchtlinge eine Schule im Rhein-Kreis.