Das neue Rheinland Klinikum im Rhein-Kreis Neuss Fusion startet mit Minusbilanz
Rhein-Kreis. · Das neue Rheinland Klinikum wird das Jahr wohl mit einem Verlust abschließen. Für die früheren Rhein-Kreis Kliniken werden roten Zahlen kolportiert.
Die Fusion der kommunalen Krankenhäuser im Rhein-Kreis ist noch jung, da machen Horrorzahlen die Runde: Das neue Rheinland Klinikum werde das laufende Geschäftsjahr mit einem Ergebnis von minus einer Million Euro abschließen, heißt es, wozu die ehemaligen Rhein-Kreis Kliniken einen Verlust von 4,4 Millionen Euro beisteuern. Zudem habe sich für die Häuser in Dormagen und Grevenbroich eine Liquiditätslücke von acht Millionen Euro aufgetan, die durch die Auflösung von Finanzanlagen gestopft worden sei.
Klarheit wird am Donnerstag (19.) erhofft, wenn der Aufsichtsrat des Rheinland Klinikums tagt. Im Vorfeld reden viele hinter vorgehaltener Hand, nur wenige lassen sich öffentlich zitieren. Gelassen reagieren Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer, die letztlich im Frühjahr den Durchbruch schafften. „Eine Fusion ohne Probleme war nicht zu erwarten“, sagt Breuer, „das drückt sich eben auch in Zahlen aus.“ Die Fusion ist auch aus Sicht von Petrauschke „richtig“. Sie hätte sogar „besser noch früher kommen“ sollen. Er sei mit der Entwicklung „längst noch nicht zufrieden“. Es liege ein gutes Stück Arbeit vor allen Beteiligten: „Die Fusion ist kein Selbstläufer.“ Auch für den Neusser Bürgermeister ist der Stand „nicht einfach, aber lösbar“. Das Rheinland Klinikum ging aus der Fusion der Rhein-Kreis Kliniken an den Standorten Dormagen und Grevenbroich mit dem städtischen Lukaskrankenhaus Neuss inklusive der Rheintor-Klinik hervor. Entstanden ist eins der zehn größten kommunalen Krankenhäuser in Deutschland mit 1157 Betten und 3800 Beschäftigten.
Kolportierte Zahlen
besitzen eine hohe Brisanz
Nach Beschlüssen im August und der Zustimmung der Kartellaufsicht wurde die Fusion im Rhein-Kreis rückwirkend zum 1. Januar 2019 vollzogen. Die jetzt kolportierten Zahlen besitzen hohe Brisanz, denn es waren die Rhein-Kreis Kliniken, die über lange Jahre rote Zahlen schrieben. Zwischenzeitlich erhielten sie zur Stärkung des Eigenkapitals eine Finanzspritze in Höhe von 40 Millionen Euro vom Rhein-Kreis; zum Schluss war noch eine Ausgleichszahlung von mehr als zwölf Millionen Euro notwendig, die mit einem 8,5-prozentigen Einstieg der Stadt Neuss bei den Kreiswerken verrechnet wurden. Letztlich dienten alle Bewertungen – für die mehrere renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bemüht wurden – und alle Finanztransaktionen nur einem Ziel – der Fusion auf „Augenhöhe“, bei der beide Partner, der Rhein-Kreis und die Stadt Neuss, jeweils 50 Prozent am neuen Rheinland Klinikum halten.
Im Jahr 2019 sollte die
„schwarze Null“ erreicht werden
Auf dem Weg zur Fusion verkündeten die Rhein-Kreis Kliniken regelmäßig Sanierungserfolge und verbesserten danach ihre Ergebnisse um jährlich zwei Millionen Euro. In 2019 sollte die „schwarze Null“ geschafft werden. Sollten sich die genannten Zahlen als richtig erweisen, wurde das Ziel deutlich verfehlt. Im Gegenzug bleibt unklar, inwieweit durch die Fusion verursachte Anlaufkosten zu Buche schlagen; auch ein Zehn-Millionen-Invest in die Digitalisierung wurde in der Vergangenheit schon einmal genannt.
Auch wenn sich die Kontrahenten die Zahlen um die Ohren hauen: Keiner stellt in Frage, dass die Fusion richtig war. Den Wunsch fürs neue Jahr formuliert ein Insider so: „Wenn die Verantwortlichen auch ums medizinische Konzept so leidenschaftlich ringen wie um die Zahlen, dann dürfen sich die Patienten auf ein exzellentes Rheinland Klinikum
freuen.“